er hat eine mütze für mich gestrickt
Die Jury hat entschieden!
Die Gewinner*innen werden bald bekannt gegeben.
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Wettbewerb im Januar 2025
Wir wünschen euch einen fantastischen Start in das neue Jahr und freuen uns schon auf eine neue Wettbewerbsrunde mit euch! Jetzt, wo es draußen eisig ist und der kalte Wind pfeift, haben wir schon das erste Mal wieder vom Sommer geträumt. Denkt ihr schon an den Sommer und habt vielleicht sogar schon Pläne, was ihr in den warmen Monaten unbedingt machen wollt?
An einem heißen Sommertag die Kühlschranktür aufmachen, ein eiskaltes Getränk herausholen und sich abkühlen, für uns eine Selbstverständlichkeit. Früher sah das aber ganz anders aus. Bevor die Kältemaschine erfunden war, musste man im Winter schon vorsorgen und Eis für den Sommer einlagern. Wie man das gemacht hat? Zum Beispiel mit Hilfe von Eisweihern. Diese flachen, oft künstlich angelegten Gewässer froren im Winter schnell zu. Dann wurden mit Äxten große Eisplatten herausgeschlagen, diese in kleinere Stücke zerteilt und von Pferden zu eigens vorgesehenen Eiskellern gezogen. Dort wurden die zerstampften Eisstücke geschützt von einer dicken Schicht Sägemehl bis zum Sommer eingelagert, wo sie Monate später Lebensmittel und Getränke kühlten. Fallen euch noch andere Beispiele ein, wie man sich im Winter auf den Sommer vorbereiten kann?
Vielleicht möchtet ihr auch von Gegenständen schreiben, die euch über den Winter bis hin in den Sommer begleiten. In dem Gedicht „über die kleine straße“ der slowenischen Lyrikerin und Übersetzerin Ana Pepelnik wird beispielsweise eine Mütze gestrickt, die über beide Jahreszeiten hinweg aus ganz unterschiedlichen Gründen für das Ich da sein soll: „für den winter. wenn der schnee wie zucker im tee gefärbt / sein wird. für den sommer, wenn ich am meer sitze. / mit einer mütze über ohren und augen.“
Lasst uns die Januarkälte mit Gedanken an Sonne und Wärme vertreiben: Schreibt euch mit Sommergedichten warm! Worauf freut ihr euch schon jetzt, wenn ihr an die warmen Monate denkt? Welche Gegenstände liegen gerade vor euch, die ihr im Sommer ganz anders nutzt als jetzt im Winter? Wie bereitet ihr euch auf den Sommer vor? Habt ihr schon Pläne für genau diesen Sommer 2025? Oder wie reagiert ihr darauf, dass alles Sommerliche momentan vielleicht ganz unvorstellbar scheint? Wir freuen uns auf eure ersten Gedichte im neuen Jahr und wünschen euch viel Spaß beim Träumen!
über die kleine straße
Ana Pepelnik
in dieser stadt sind die häuser weiß und schweben.
die straßen führen nach oben nur.
außer den treppen gibt es nichts
was dem meer ähnelt. tee wird in gläsern angeboten
und ein stück würfelzucker fällt langsam
auf die minze. bis auf das fallen
des teegesprenkelten zuckers gibt es nichts
das dem schnee ähnelt. so gesehen bei
jemanden, der sagte, ich solle mir keine sorgen machen.
ich sollte lachen, weil es das richtige sei.
er sagte, er fliege jede nacht zum mond
er habe drei katzen. drei katzen haben flöhe.
abends haben wir ihn dann gesucht. er war nicht da, weil er
auf dem mond war. und als ich die sterne zählte
konnte ich den mond sehen. alles darauf.
und er hat eine mütze für mich gestrickt.
für den winter. wenn der schnee wie zucker im tee gefärbt
sein wird. für den sommer, wenn ich am meer sitze.
mit einer mütze über ohren und augen.
Ana Pepelnik: nicht fisch, parasitenpresse, Köln 2023, übersetzt aus dem Slowenischen von Adrian Kasnitz und Thomas Podhostnik
Über die Lyrikerin
Ana Pepelnik ist Dichterin und Übersetzerin. Ihr erster Gedichtband Ena od variant kako ravnati s skrivnostjo wurde 2007 veröffentlicht und wurde für den The First Book Award nominiert. Zwei Jahre später erschien ihr zweiter Gedichtband Utrip oranžnih luči na semaforjih, und 2013 ihr dritter Gedichtband Cela večnost. Alle drei Bücher wurden von LUD Literatura veröffentlicht. Es folgten ihr viertes Buch Pod vtisom (2015), ihr fünftes Buch tehno (2017) und treš (2021) bei LUD Šerpa veröffentlicht. Kürzlich erschien to se ne pove bei LUD Literatura (2023).
Sie ist Übersetzerin von Gedichten aus dem Englischen, u.a. von Elizabeth Bishop, James M. Schuyler, Matthew Zapruder, Joshua Beckman, Noelle Kocot, Matthew Rohrer, und ins Englische. In den USA wurde ihre Übersetzung (zusammen mit Matthew Rohrer) von Skin (von Tone Škrjanec) bei Tavern Books veröffentlicht und stand auf der Shortlist für den American PEN Award für Übersetzung. Als Lyrikerin nahm sie an dem internationalen Projekt Metropoetica teil. Als Sprecherin nimmt sie an Sound-Impro-Performances mit dem Trio CPG Impro (Čučnik Pepelnik Grom) teil. Im Dezember 2024 wurde sie mit dem Horst-Bienek-Förderpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste für nicht fisch ausgezeichnet.