Jetzt naht sie wieder: die Weihnachtszeit. Und mit Feiertagen ist für viele auch eine große Portion Familienzeit verbunden. In diesem Monat fragen wir euch daher: Was ist schön und was ist aber auch nervig, wenn eure Familie aufeinandertrifft? Schreibt euch die erinnerungswürdigsten, peinlichsten, nervigsten, langweiligsten, traurigsten, berührendsten Situationen in Gedichtform von der Seele.
„grau / aber ohne grauen“ heißt es in dem Gedicht der Lyrikerin Julia Mantel, die sich diese Fragen auch gestellt hat. In ihrem Text „kriftel/ts an weihnachten, / (ohne) grau(en)“ beschreibt sie, wie jemand zu Weihnachten die Familie besucht und dabei widersprüchliche Gefühle empfindet. Wie fühlt es sich an, an den Ort, an dem man großgeworden ist, zurückzukehren? Welche Erinnerungen verbindet ihr damit? Wie verändern sich Familien über die Jahre?
christmas stories – black stories Junior, Foto: moses-verlag.de
christmas stories – black stories Junior, „Schreck am Weihnachtsmorgen“, Foto: moses-verlag.de
Wie geht es euch mit der sogenannten grauen Jahreszeit, den Feiertagen und den damit oft verbundenen Familientreffen? Seid ihr jetzt schon genervt? Oder freut ihr euch darauf? Schreibt uns von euren denkwürdigsten, spannendsten und ödesten Familienfeiern und schickt uns im November eure Gedichte zum Thema „grau / aber ohne grauen“!
P.S.: Wenn ihr dieses Jahr mal wieder auf einer langweiligen Familienfeier seid, vertreibt euch die Zeit doch vielleicht mit einem Weihnachtsrätsel wie dem nebenstehenden. Für alle, die nicht lange überlegen wollen: Die Lösung findet ihr weiter unten
kriftel/ts an weihnachten, (ohne) grau(en)
Julia Mantel
vater klug mutter stief ein maskiertes weihnachten im trio-konzert
grau aber ohne grauen fragt mich vater später im auto während wir am friedhof entlang fahren:
„ich weiß, du hast diesen vorort immer gehasst, es war nicht paris, es war
nicht nyc, aber wir haben für dich einen platz im familiengrab reserviert. findest du das okay?“
kurz muss ich schlucken bis ich schließlich lange nicke und einfalle in den heiligen gesang.
aus: Julia Mantel: Wenn du denkst, die Karibik steht Dir zu (c) 2021 Edition Faust, Frankfurt am Main
Weiterführende Informationen
Julia Mantel, Foto: Nina Werth
Geboren 1974 in Frankfurt am Main, Kindheit und Jugend im Vordertaunus, Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg. Seit 2000 Konzentration auf Lyrik. 2005 Gründung des Konzeptlabels „Unvermittelbar“: unvermittelbar.de Publikation von vier Lyrikbänden: „new poems“ (2008), „dreh mich nicht um“ (2011), „Der Bäcker gib mir das Brot auch so“, „Wenn Du eigentlich denkst, die Karibik steht dir zu“ (2021). Projekt- und Brückenstipendium der Hessischen Kulturstiftung 2020/2021. Sonderstipendium „Ausgefallen“ des Deutschen Literaturfonds (2022). Gründungsmitglied des Frankfurter Lyrikkollektivs „Salon Fluchtentier“, Vize-Vorsitzende des Hessischen Schriftstellerverband (VS). Lebt als Lyrikerin, Strickkünstlerin und Allroundjobberin in Frankfurt am Main.
Die Lösung zum obigen Rätsel „Schreck am Weihnachtsmorgen”:
Jemand hat allen Schneemännern die Möhrennase geklaut! Charly glaubt, dass es die Rentiere vom Weihnachtsmann waren, weil er vergessen hat, ihnen einen kleinen Snack hinzustellen: Kekse und Milch für den Weihnachtsmann, Möhren für die Rentiere. So ist es in den USA Brauch.
Videos zum Monatsthema
Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Julia Mantel