Diva, Tata!

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Wettbewerb im Februar 2025

„Was für eine Diva!“ Als Diva gilt, wer besonders abgehoben, launisch und exzentrisch ist. In der Klatschpresse wird gern darüber berichtet, welche*r Sänger*in oder Schauspieler*in mit ihren*seinen Allüren mal wieder keine Grenzen kennt: Wasser von den Fidschi-Inseln, ein Backstage-Sauerstoffzelt oder jedes Mal einen frischen WC-Sitz – die angeblichen Sonderwünsche mancher Stars bringen uns zum Schmunzeln. Der Begriff „Diva“ war allerdings nicht immer negativ konnotiert und erlebt auch in den letzten Jahren wieder einen Wandel: Ist es jetzt wieder cool, eine Diva zu sein?

Diven – göttlich kapriziös | Flick Flack – Kultur erklärt | ARTE

Dass man einer Diva einen schwierigen Charakter attestierte, war nicht immer so. Die ersten Diven gab es in der Oper: Die großen Sopranistinnen wurden im 17. Jahrhundert als Göttinnen bezeichnet, entlehnt vom lateinischen „divus“. Sie wurden bewundert und hatten als starke, machtvolle Frauen eine besondere Stellung in der damaligen Zeit. Wie also wurden die Göttlichen zu Personen, die man lieber meiden würde? Eine kurze Kulturgeschichte des Begriffs „Diva“ von ARTE, die ihr euch rechts ansehen könnt, gibt Aufschluss: Mit der Zeit kippte das Image der Diven von mächtig, unabhängig und stilvoll zu launisch und arrogant, vor allem befeuert von Presse und Boulevard. In den letzten Jahren lassen sich vor allem Frauen das Image der Diva jedoch vermehrt nicht länger gefallen und holen sich den Begriff zurück. Indem sie sich selbst als Diva oder auch als „bitch“ bezeichnen, haben ihn Stars wie Beyoncé, Lady Gaga oder Rihanna neu und feministisch besetzt.

Dem Thema der Divenhaftigkeit und wie aufgeschmissen man sich fühlen kann, wenn man einfach nicht das bekommt, was man sich wünscht, hat sich auch der Lyriker Christian Filips mit seinem Gedicht „Instant Krise mit Diva“ gewidmet, das wir euch diesen Monat als Empfehlung vorstellen. In ihm beschreibt er eine Diva „in all [ihrer] rauen / lieblichen Lockigkeit“. Das lyrische Ich versucht eine Verbindung zu ihr herzustellen, was allerdings misslingt, und so fleht es: „Drum bitte / geh jetzt endlich, / endlich ran!“. Wenn ihr mögt, könnt ihr diese Zeile zitieren und in euer Gedicht einbauen. Wir sind gespannt, welche Interpretationen des Themas uns erreichen! Viel Spaß beim Dichten im Februar zum Thema „Diva, Tata!“

Wie ist es für euch, wenn ihr mit einer vermeintlichen Diva zu tun habt? Stellt euch diesen Monat vor, dass ihr ganz, ganz dringend auf den Rückruf oder eine andere Aktion einer Diva wartet. Bringt sie mit eurem Gedicht dazu sich endlich zu melden! Um was für eine Diva handelt es sich? Warum soll sie das überhaupt? Was bewundert ihr an ihr – und was eher nicht? Und wo seid oder wärt ihr selbst gerne mal Diva? All diese Fragen könnt ihr in euren Texten beantworten!

Instant Krise mit Diva

Christian Filips

Manchmal zwar geht es, dass ich Dich
denke, hierhin: und Du stehst da
behände, in all Deiner rauen
lieblichen Lockigkeit:
Diva, Tata!
Aber heut kann ich Dich nicht
mentalisieren. Drum bitte
geh jetzt endlich,
endlich ran!
Oder aber wedeln
– verzeihen Sie, Madame –
bloß aus der Ferne ein wenig
mit Ihren vielgliedrigen
Farnen …*

* 2015 notiert, nach sieben vergeblichen Versuchen, die große Vorsitzende zu ihren Bürozeiten zu erreichen.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors

Weiterführende Informationen

Christian Filips, Dichter, Regisseur, Übersetzer, lebt in Berlin. Seine literarischen Arbeiten, die um das chorische Ich kreisen, erscheinen in den Engeler Verlagen. Die Theaterarbeiten sind u.a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu sehen. Seit 2006 ist er für die Programme der Sing-Akademie zu Berlin verantwortlich und arbeitet mit Chören. 2023 kuratierte er für die Universität Köln die Poetica (u.a. mit Patti Smith und Kim de l’Horizon) und erhielt den Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung, 2024 war er Gastdozent an der Brown University und publizierte Übersetzungen der Gedichte von Logan February und James Baldwin. Als Herausgeber und Verleger betreut er die Reihen POESIE DEKOLONIE und ROUGHBOOKS.

Christian Filips, Foto: Silviu Guiman

Lesung und Schreibimpulse zum Monatsthema von und mit Christian Filips

Schreibe, um zu träumen.