übertrieben schön aber nicht vorgesehen

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2024-01-31 24:00:00]]

Wettbewerb im Januar 2024

Männer sind stark und mutig und sollten nicht um Hilfe fragen. Frauen sind schön, sanft und geduldig und kümmern sich bestenfalls aufopferungsvoll um ihre Mitmenschen. – Geschlechterklischees wie diese prägen individuelle Lebensläufe und die Strukturen in unserer Gesellschaft maßgeblich. Auch wenn solche Rollenmuster immer stärker hinterfragt werden und natürlich die Geschlechterrollen schon längst nicht mehr denjenigen gleichen, mit denen unsere Großeltern aufgewachsen sind, wird Mädchen noch immer häufiger gesagt, wie hübsch, lieb oder süß sie seien, während bei Jungs oftmals ihre Schläue oder ihr Mut gelobt wird, und somit alte Stereotype reproduziert werden. Spielzeug wird noch immer in rosa Varianten für Mädchen und blauen für Jungs verkauft, und Kleidung für Jungs ermöglicht oftmals mehr Bewegungsspielraum als solche für Mädchen. Und in der Jugend und im Erwachsenenalter? Welche Geschlechterrollen beeinflussen uns auch dann noch, wenn wir unser Leben selbst in die Hand genommen haben? Wie verändern sie unser Handeln und Denken?

Welche Rolle wir in der Gesellschaft einnehmen, hängt noch immer zu großen Teilen von Geschlechterfragen ab. Frauen kümmern sich noch immer stärker um die Kindererziehung und andere Care-Arbeit, Männer beginnen noch immer seltener eine therapeutische Behandlung, selbst wenn es ihnen sehr schlecht geht. Die Aufteilung in klischierte Vorstellungen von dem, wie Männer und Frauen, Mütter und Väter, Jungs und Mädchen zu sein, zu denken und zu fühlen haben, strukturiert unser Leben noch immer im Großen wie im Kleinen.

Der Rolle, in die Frauen seit Jahrhunderten vom Patriarchat gedrängt werden, untersucht auch die Schwedin Liv Strömquist in ihren gefeierten Graphic Novels, aus denen ihr rechts einen Ausschnitt seht. Und auch unsere Monatslyrikerin Mara Genschel thematisiert in unserem Monatsgedicht Geschlechterklischees, die eigentlich längst überholt sein müssten. Sie stellt sich gegen eine mit Schönheit in Verbindung stehende Auffassung von Weiblichkeit, indem sie in „Weibliches Genie: “ auch Gedichte als liebliche, „schöne“ Sprachgebilde zurückweist – und dem jahrhundertelang gültigen Bild des männlichen Genies die Behauptung eines weiblichen entgegensetzt.

Strömquist_Still
Still aus Liv Strömquist, I’m every woman, avant-verlag 2019

In diesem Monat möchten wir euch ermutigen, euch in euren Gedichten einmal gehörig aufzuregen über die Geschlechterrollen, in die ihr oder eure Freund*innen von der Gesellschaft gepresst werden.

Welche Geschlechterklischees regen euch am meisten auf? Und wie ließen sie sich einmal gründlich abschütteln? Wie würde unser Zusammenleben oder unsere Arbeitswelt aussehen, wenn wir uns von ihnen freimachen könnten? Wie würden unsere Kinder aufwachsen, wenn wir die Stereotype vergangener Zeiten loswerden könnten? Schickt uns zum Beginn des neuen Jahres eure Gedichte dazu, was ein für alle Mal in die Vergangenheit gehört, und welche Zukunft ihr euch erträumt!

Weibliches Genie:

Mara Genschel

Klar sind gute Gedichte wie Rosen

(aber random blühende im Off (Hain, Halde

übertrieben schön aber nicht vorgesehen, nicht für da bzw. gar nicht (eigentlich/jedenfalls nicht „so“. (Außerdem muss für jedes (gute) wieder neu angesetzt, i.S.v. Anlauf genommen werden, da sonst Verkrampfungen siehe Blutungen („Verblühen“,

Luise

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Weiterführende Informationen

Mara Genschel, Foto: Dirk Skiba

Mara Genschel lebt als Schriftstellerin und Performerin in Berlin. Sie arbeitet in vielfältigen Publikationen und internationalen Auftritten mit der Performativität von Text, was oft auch Kritik an den klassischen Formaten des Literatur- und Kunstbetriebs einschließt. Zuletzt war sie Gastdozentin am Institut für Sprachkunst an der Angewandten in Wien, am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und an der Kunstuniversität Linz.

Bücher u.a. Cute Gedanken (2017), Gablenberger Tagblatt (2018), Videos u.a. Das narzisstische Publikum (2021), Hörspiele u.a. How to Celebrate a Meister (2021), Musiktheater: 21 Songs in a Public Surrounding (mit Hannes Seidl, 2023)
maragenschel.de

Liv Strömquist wurde 1978 in Lund geboren und ist eine der einflussreichsten feministischen Comiczeichnerinnen. Die studierte Politikwissenschaftlerin zeichnete regelmäßig für unterschiedliche schwedische Magazine und Zeitungen und arbeitete als Radiomoderatorin.

Seit 2017 sind im avant-verlag fünf ihrer Werke erschienen, ein sechster Band, Liv Strömquists Astrologie, folgte im März 2023.

Liv Strömquists Gesellschaftskritik beruht auf Fakten und kombiniert unbändige Freude an Sprachwitz und berechtigte Wut mit ausdrucksstarken Zeichnungen. Ihre augenzwinkernden, minutiös recherchierten Sachcomics gehören zu den erfolgreichsten Graphic Novels weltweit. Sie lebt und arbeitet in Malmø.
avant-verlag.de/artist/liv-strömquist/

Liv Strömquist, Foto: avant-verlag

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Mara Genschel

Schreibe, um zu träumen.