was für eine Vorlage zur Kritik
Die Jury hat entschieden!
Die Gewinner*innen werden bald bekannt gegeben.
Die Jury hat entschieden!
Wettbewerb im Juli 2020
2979 – ein Jahr in ferner Zukunft. Wie sieht es aus, das Leben auf der Erde? Zum Beispiel so: Vögel, in Bäumen, die weitläufig das Land überwachsen bis zu den Küsten tiefer Meere. Wo ist der Mensch?
2979
überraschend doch die Vögel, dass sie leben. zu dieser Zeit
an diesem weitverbreiteten Ort, Bäume anfliegen. Nester
aus Leinen, Nester aus Leinen! dass die Bäume wachsen
zur hinsichtlichsten Reling des Meeres, was für eine Vorlage
zur Kritik. das Meer, das langweilig ist. dass es überfahrbar
aber nicht übergehbar ist. dass es tief ist. dieses grundlose
Wasser hat einen Grund, mich. dass ich überfahrbar bin
aber nicht übergehbar. Logik, die in einen gelungenen
kleinen Himmel führt, oder nicht.
(aus: Chronographe Chorologien I, hochroth Berlin 2017)
Die Autorin und Lyrikerin Kenah Cusanit hat Philologie, Ethnologie und Afrikanistik studiert. Ihr zweiter Lyrikband „Chronographe Chorologien I“ versammelt kurze Texte, die in assoziativen Gedanken ihr Interesse an der Entwicklung der Menschheitsgeschichte spiegeln. Überschrieben mit einzelnen Jahreszahlen, greifen sie verschiedene Zeiten (gr. chronos) und Orte (gr. chora) in Vergangenheit und Zukunft auf, teils mit konkreten historischen Bezügen, wie z.B. zu Christoph Columbus, teils unbestimmt und mehrdeutig. Der Prolog des Bandes ist mit dem Text „2979“ in der Zukunft verortet. Er mutet wie das Fragment eines Gedankenstroms an und bietet auf den ersten Blick wenige Anhaltspunkte. Doch nach und nach verbinden sich die Elemente und werfen Fragen auf, über das Leben und seine Kreisläufe, über die Macht der Natur, über den Menschen und sein Verhältnis zu ihr…
Die Antworten überlässt das Gedicht den Lesenden – zu welchen Perspektiven inspiriert er euch? Sind sie versöhnlich, kritisch, fatalistisch? Wir sind gespannt auf eure Texte!
lyrix trägt vor: Kenah Cusanit – 2979
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Kenah Cusanit: *1979, lebt in Berlin. Studierte Altorientalistik, Ethnologie und Afrikanistik. Schreibt vor allem Essayistisches und Gedichte. Im hochroth Verlag erschienen sind die Gedichtbände „aus Papier“ (2014) und „Chronographe Chorologien I“ (2017), ihr Roman „Babel“ (Hanser) war 2019 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Unser Kooperationspartner im Juli: Das LWL-Museum für Archäologie in Herne
Urne von Gevelinghausen, Bronze, Bronzezeit
Das Prunkstück westfälischer Archäologie bildet die Urne von Gevelinghausen (Hochsauerlandkreis). Das Gefäß aus Bronze wurde bereits 1961 gefunden, darin verbrannte Knochen und Asche. Vermutlich wurde die Amphore im 9. oder 8. Jahrhundert vor Christus hergestellt. Möglicherweise wurde sie aber erst in der Eisenzeit als Urne genutzt und gelangte in den Boden. In ganz Europa gibt es nur ungefähr ein halbes Dutzend an vergleichbaren Objekten. Noch immer ranken sich Rätsel um das Prachtgefäß aus Bronze. Hinter den Abbildungen auf dem Gefäß könnte sich möglicherweise ein 2.700 Jahre alter Kalender verbergen. Im Zentrum steht ein in der jungen Bronzezeit weit verbreitetes Motiv: Eine Sonne, die auf einer Barke liegt, deren Enden in Vogelköpfen auslaufen.
Das LWL-Museum für Archäologie
„Das LWL-Museum für Archäologie ist das zentrale Schaufenster der Archäologie in Westfalen. Es versteht sich seit seiner Eröffnung 2003 als ein gegenwarts- und zukunftsgerichtetes Archäologiemuseum. Multidisziplinär und mit modernen Mitteln wird die Kulturgeschichte der Menschheit publikumsorientiert vermittelt. Dieser Anspruch zeigt sich in der zeitgemäß gestalteten Dauerausstellung ebenso wie in den thematisch und räumlich weit gefächerten kulturhistorischen Sonderausstellungen. Die Dauerausstellung ist eine 3.000 m2 große unterirdische Grabungslandschaft, in die über 10.000 Funde aus Westfalen-Lippe integriert sind.
Die Besucher*innen können sich auf die Spuren der Archäolog*innen begeben und durch deren Augen mehr als 250.000 Jahre Menschheitsgeschichte entdecken. Die Ausgrabungskulisse beinhaltet einen Steg, Grabungszelte, Vermessungsstangen und weitere Arbeitsgeräte der Archäologen. Den Besucher*innen soll auf diese Weise das archäologische Arbeiten nähergebracht werden.“