Kirschen sind besser als Brause

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[[deadline:2024-07-31 24:00:00]]

Wettbewerb im Juli 2024

„Du kannst doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!“ – Kennt ihr diesen Satz? Wer sagt denn eigentlich, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann? Beides ist Kernobst, man kann aus ihnen Saft machen, sie roh essen und noch vieles mehr. Es gibt also neben den offensichtlichen Unterschieden eine ganze Reihe von Attributen, die Äpfel und Birnen doch vergleichbar machen. Lasst uns diesen Monat noch mehr Dinge suchen, die sich auf den ersten Blick überhaupt nicht vergleichen lassen. Welche Ähnlichkeiten fallen euch nach eingehender Prüfung auf, wenn ihr vermeintlich Unvergleichliches vergleicht?

Schafe, Dinosaurier, Pyramiden, Blätter, Thermoskannen, Mode, Pferdezucht, Atomkraft – die Liste lässt sich noch ewig fortsetzen. Auf fast 600 Seiten zeigt die Schweizer Künstlerin Batia Suter in ihrer „Parallel Encyclopedia #1“ einige tausend schwarz-weiße Bilder aus unzähligen Büchern und Zeitschriften verschiedener Quellen, unterschiedlichster Epochen und allen Gebieten, die für unser Leben auf der Erde von Bedeutung sein könnten. Diesem ersten Band folgte 2018 ein weiteres Buch, das den zweiten Teil des Werks vorstellte. Durch Suters Montagen und das Nebeneinandersetzen von unterschiedlichsten alten Bildern erschafft sie vollkommen überraschende Assoziationen. Durch die Anordnung der Fotos ergeben sich scheinbar zufällig entstehende Vergleiche, die ganz neue Bedeutungsräume eröffnen.

Batia Suter, Parallel Encyclopedia #1, Roma Publications 2021.

Auch Anja Bachls Gedicht [Pfoten von Hunden sind nie zu laut] zieht Vergleiche, an denen man hängenbleibt. In dem Text, den wir euch im Juli als Monatsgedicht vorstellen, vergleicht sie auf sehr feine, leise Art Dinge, die sich auf den ersten Blick gar nicht vergleichen lassen. In einer Aufzählung von spontanen Gedanken und Beobachtungen gibt uns das lyrische Ich einiges zum Nachdenken: Da ist ein Knacken „nicht mit einem Lochmuster vergleichbar“ und „Kirschen sind besser als Brause“.

Wählt diesen Monat Dinge aus, die sich scheinbar überhaupt nicht vergleichen lassen. Und dann prüft sie auf Herz und Nieren und vergleicht sie doch. Was für überraschende Ähnlichkeiten fallen euch auf? Welche neuen Gedanken ergeben sich durch einen Vergleich von Nicht-Vergleichbarem? Wir freuen uns auf eure lyrischen Vergleiche zum Thema „Kirschen sind besser als Brause“ und wünschen euch sonnige Sommertage!

Anja Bachl

Pfoten von Hunden sind nie zu laut
und Phantasmen bürgen bedingungslos für Kindereinfälle
du kannst einen Morgen nicht von einem Resttag trennen
Salbei ist winterhart
ein Knacken ist nicht mit einem Lochmuster vergleichbar
und Kirschen sind besser als Brause

aus: Anja Bachl, weich werden. © Haymon Verlag – Innsbruck 2022.

Weiterführende Informationen

Anja Bachl, geboren 1986 in Salzburg, studierte nach der Matura am Musischen Gymnasium Salzburg Ganzheitliche Kunsttherapie in Wien. Sie arbeitet als Autorin und Kunsttherapeutin in Salzburg, wo sie mit ihrem Sohn, ihrer Beziehungsperson und Hund Finn auch lebt.

Die Kernthemen in Anja Bachls Tun und Schreiben bilden einen Kitt zwischen Privatem und Politikum: Frausein, Klassenfragen, Mutterschaft, psychische Gesundheit, die Liebe und Intensität des Lebens.

Sie veröffentlichte Lyrik und Essays in diversen Literaturzeitschriften wie „Salz“, „mosaik“, „aposthrophe“, „Archipel“, „Literatur und Kritik“ oder „Turchese“, wofür einige ihrer Gedichte ins Italienische übersetzt wurden. Anja Bachl schrieb für die Kammeroper
Salzburg, das Salzburger Kulturzentrum ARGEkultur, 2024 vertonte der New Yorker Komponist Reiko Füting einige Gedichte aus „weich werden“. 2021 erhielt sie den Irma-von-Troll-Borostyáni-Preis für journalistische Beiträge. „weich werden“, erschienen im Oktober 2021 im Haymon Verlag, ist das Debüt der Autorin, ihre Lyrik wurde mit dem Georg-Trakl-Förderungspreis ausgezeichnet. 2022 belegte sie den 2. Platz beim Grazer Literaturwettbewerb „wir sind lesenswert“, 2024 stand Anja Bachl auf der Longlist des Lyrikpreis München.

Anja Bachl, Foto: Sarah Frühling

Lesung und Schreibimpulse zum Monatsthema von und mit Anja Bachl

Schreibe, um zu träumen.