die sonne im wasser zufällig großzügig

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2025-03-31 24:00:00]]

Wettbewerb im März 2025

Vergleiche können ganz schön lästig sein. Manchmal vergleichen wir uns mit anderen und finden sie cooler, schlauer oder witziger. Oder bekommen in der Schule Aufgaben gestellt wie „Vergleiche diese beiden Texte“ oder „Suche die Vergleiche in diesem Gedicht“ und finden das vielleicht nicht immer spannend. Deshalb wollen wir mit euch diesen Monat nach lustigen, aufregenden, schönen, treffenden Vergleichen suchen, die Spaß machen – und das natürlich in Gedichtform.

Foto:  Caspar Siebel, CC Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz

Wenn wir uns mit Mitschüler*innen, Freund*innen oder vielleicht auch Stars vergleichen, ist die Wirkung oft trennend: Wir konzentrieren uns darauf, was die anderen haben und wir nicht. Sich vergleichen kann aber auch verbinden! Zum Beispiel in dem Kennenlernspiel, das wir euch vorstellen möchten: Das Dreieck der Gemeinsamkeiten. Hierzu findet man sich in Dreier-Gruppen zusammen. Jede Gruppe malt ein Dreieck auf ein großes Blatt und schreibt einen Namen an jede Ecke des Dreiecks. Dann setzt sich jeweils eine Person an eine Ecke. Jetzt wird nach Gemeinsamkeiten gesucht. Wenn alle Personen sie teilen, werden sie in die Mitte des Dreiecks geschrieben, oder an eine der Seiten des Dreiecks, wenn es Gemeinsamkeiten zwischen zwei Personen sind. Besonderheiten der einzelnen Personen können an die Ecken geschrieben werden. Das Spiel könnt ihr ruhig auch mit euch schon bekannten Personen spielen. Entdeckt ihr neue, ungeahnte Gemeinsamkeiten?

Besonders gerne und oft verglichen wird auch in der Lyrik: In Gedichten findet man zahlreiche Vergleiche und diese sind – wie so oft in der Poesie – nicht selten auch mal etwas ungewöhnlicher. Habt ihr euch die Sonne zum Beispiel schon einmal als großzügiges Wesen vorgestellt? So wird sie in dem Gedicht „DIE BÜHNE“ der Lyrikerin Inger Christensen beschrieben, das wir euch weiter unten zeigen. Vielleicht mögt ihr ja überlegen, welche ungewöhnlichen Eigenschaften Mond oder Sterne, die Straßenbahn oder eure Haustür haben könnten und ihnen ein Gedicht schreiben?

Gedichte zeigen uns häufig Vergleiche und bildhafte Beschreibungen, die wir so noch nie gehört oder gelesen haben und die uns die Welt mit anderen Augen wahrnehmen lassen. Probiert in diesem Monat einmal, selbst einen Vergleich zu finden, den ihr spannend findet, und widmet ihm ein Gedicht! Ihr könnt dabei Dinge, Bilder oder Personen verknüpfen und mithilfe von „wie“ oder „als“ in Beziehung setzen, ihr könnt den Vergleich aber auch verkürzen und diese Verbindungswörter weglassen. Wir sind gespannt auf eure poetischen Vergleiche und wünschen euch viel Spaß beim Dichten zum Thema „die sonne im wasser zufällig großzügig“!

DIE BÜHNE                                                                variabilitäten

Inger Christensen

5

Meine welt ist diskontinuierlich
                        im verhältnis zur welt im großen
                        und im verhältnis zu dir
                        sie hat flügel
Meine welt ist eine sprache durch wasser
                        mit den leuchtenden nerven verteilt
                        wie wenn die sonne im wasser zufällig großzügig
                        Dennoch hat sie flügel

                        Flügel aus wasser

Und ich will dir sagen daß es eine gewisse wirkung hat
            es hat eine gewisse prickelnde wirkung
            ein jubel über den mangel an ursache
            Spring sagt die welt und ich fliege

So ertränke ich meine welt in der welt

aus: Inger Christensen, det / das.
Übersetzt aus dem Dänischen von Hanns Grössel.
Kleinheinrich Verlag, Münster 2002

Über die Lyrikerin

Inger Christensen (1935–2009) war eine dänische Schriftstellerin und zählt zu den bedeutendsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts.

Nach einer Ausbildung zur Volksschullehrerin studierte sie Medizin, Chemie und Mathematik an der Universität Kopenhagen und arbeitete einige Jahre an einer Kunsthochschule.

Inger Christensen, Foto: Johannes Jansson/norden.org, CC BY 2.5 dk

Im Jahr 1962 debütierte sie mit dem Gedichtband Lys (dt. Licht), 1969 veröffentlichte sie eines ihrer Hauptwerke: den Gedichtzyklus Det (dt. Das). Der Gedichtband Alfabet (dt. Alphabet) erschien 1988 und gilt als ihr zweites Hauptwerk. Daneben erschienen von ihr weitere Gedichtbände und eine Vielzahl von anderen literarischen Arbeiten, darunter zwei Romane, Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke, Hörspiele und zahlreiche Essays, davon viele auch in deutscher Übersetzung, so etwa im Jahr 2000 der Essayband Der Geheimniszustand und Gedicht vom Tod.

Inger Christensen war Mitglied der Dänischen Akademie, der Europäischen Akademie für Poesie und seit 2001 der Akademie der Künste in Berlin. In deutscher Sprache erschienen ihre Bücher in der Übersetzung von Hanns Grössel, zumeist als bilinguale Ausgaben, im Münsteraner Kleinheinrich Verlag.  

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