lang und glatt oder kringelig?
Die Jury hat entschieden!
Die Gewinner*innen werden bald bekannt gegeben.
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[[deadline:2024-11-30 24:00:00]]
Wettbewerb im November 2024
Der November wird bei lyrix eine haarige Angelegenheit: Mit Farbe oder grau, lang und glatt, kurz oder lockig, abrasiert oder verlängert, Irokese oder Vokuhila – es ist kaum möglich, alle Gestaltungsmöglichkeiten aufzulisten, die uns Haare bieten. Vielen macht es Spaß sie zu stylen und ein Riesenmarkt verdient sein Geld mit Beauty- und Pflegeprodukten. Voll sollen sie sein, glänzend und gut liegen sollen sie auch. Mal abgesehen vom „Schönaussehen“ – was auch immer das individuell für jede*n von uns bedeutet – haben Haare aber auch noch andere Funktionen. Sie können uns warmhalten, überführen Verbrecher*innen und das Haar in der Suppe spielt eine wichtige Rolle, auch wenn es kaum sichtbar ist. Lasst und diesen Monat gemeinsam überlegen, was uns alles rund um das Thema Haare einfällt! Schickt uns eure haarigen Gedichte!
Nicht nur auf dem Kopf haben wir Haare. Auch unsere Gesichts- und Körperbehaarung ist von großer Bedeutung, nicht allein im Privaten, sondern auch gesellschaftlich. „Schämen Sie sich / am meisten für Scham?“ fragt das lyrische Ich in Sonja vom Brockes Gedicht „Ein Haar“ und greift damit wortspielerisch und humorvoll den Diskurs rund um Intimbehaarung auf. Ihr Gedicht, das wir euch unten als Monatsgedicht vorstellen, zeigt euch beispielhaft, wie man mit Begriffen und Meinungen rund um das Thema Haare spielen kann.
Dass Haare auch politisch sein können, könnt ihr aktuell in der Ausstellung „Grow It, Show It!“ im Museum Folkwang in Essen sehen. Von historischen bis aktuellen Fotografien, Videos und Filmclips aus Kunst, Mode und Social Media beleuchtet die Ausstellung die geschichtliche, politische und alltagskulturelle Bedeutung von Haaren. Wie wir unsere Haare zeigen oder auch nicht, rasieren oder wachsen lassen, ist Ausdruck unserer Persönlichkeit, aber auch der Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen, religiösen oder kulturellen Gemeinschaften. Mit Haaren können wir uns einfügen oder uns abgrenzen und senden damit eine Botschaft aus.
Eine der im Museum Folkwang ausgestellten Fotografien stammt von der in Teheran geborenen und in Australien lebenden Künstlerin Hoda Asfhar. Die unbetitelte Aufnahme zeigt drei schwarz gekleidete Frauen, die sich gegenseitig zärtlich die Haare flechten. So friedlich und ruhig die Geste wirkt, stellt sie doch einen rebellischen Akt dar. Afshar macht mit den Fotografien auf die Freiheitsbewegung iranischer Frauen aufmerksam, die für die Rechte von Frauen protestieren und damit ihr Leben riskieren. Ein Motiv ist dabei das Flechten von Haaren, das für Verbundenheit, Schwesternschaft und Widerstand steht.
Im November suchen wir eure haarigen Gedichte! Schickt uns lustige, kuriose oder auch hochkomplexe Texte zum Thema Haare! Ihr seid komplett frei in eurer Gestaltung. Ihr könnt ganz persönliche Einblicke teilen und in euren Gedichten von Lieblingsfrisuren und Haarstyling schreiben, ihr könnt die Beauty-Industrie und Haar-Tutorials aufs Korn nehmen, oder aber auch von unangenehmen Situationen schreiben, die im Zusammenhang mit Haaren entstehen können. Oder aber ihr schickt uns ein Gedicht, das die gesellschaftliche und politische Dimension von Haaren beleuchtet. Welche Bedeutung haben Haare für euch? Sind sie eurer Meinung nach mehr als abgestorbene Hornzellen? Wir freuen uns auf eure Gedichte!
Ein Haar
Sonja vom Brocke
»Wie meinen Sie: lang und glatt oder kringelig?«
Schämen Sie sich
am meisten für Scham?
Schnippeln Sie
Ihre Lappen ab
um mittig akkurat zu glänzen?
aus: Sonja vom Brocke, Mush. Gedichte © kookbooks – Berlin 2020.
Weiterführende Informationen
Sonja vom Brocke, geboren 1980 in Hagen, lebt heute in Wien und Berlin. Sie veröffentlichte die Einzeltitel Mush, 2020, Venice singt, 2015, Düngerkind, 2018, und Ohne Tiere, 2010. Sonja vom Brocke studierte Philosophie und Literatur in Köln, Hamburg und Paris. Sie schreibt Gedichte, Prosa, Essays und übersetzt.
Sonja vom Brocke, Foto: privat
Ausstellung
Grow it, show it!
Haare im Blick von Diane Arbus bis TikTok
13. September 2024 – 12. Januar 2025 im Museum Folkwang in Essen
Die Ausstellung Grow It, Show It! nähert sich über eine große Bandbreite von historischen bis aktuellen Fotografien, Videos und Filmclips aus Kunst, Mode und Social Media der geschichtlichen, politischen wie alltagskulturellen Bedeutung von Haaren.
Von Fotograf:innen wie Helmut Newton, Chaumont-Zaerpour oder Suffo Moncloa, die Frisuren nicht nur als Accessoires, sondern als zentrales Gestaltungselement inszenieren, bis hin zu Künstler:innen wie Hoda Afshar, Thandiwe Muriu oder Maria Tomanova, die Haare als Mittel des Widerstands und der Emanzipation darstellen: Grow It, Show It! zeigt anhand von Exponaten vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, dass Haare und ihre Inszenierungen nicht nur Gegenstand der Schönheitsindustrie sind, sondern auch von queer-feministischen, körperpolitischen und postkolonialen Diskursen. Gleichzeitig untersucht die umfassende Themenausstellung, auf welche Weise sich Bilder von Haaren im Wandel der Zeit gefestigt und Trends definiert haben und welche zentrale Rolle die Fotografie dabei spielt.
museum-folkwang.de/ausstellung/grow-it-show-it
Museum Folkwang Essen
Das Museum Folkwang ist eines der renommiertesten deutschen Kunstmuseen mit einer herausragenden Sammlung der Malerei und Skulptur des 19. Jahrhunderts, der klassischen Moderne und der Kunst nach 1945 sowie der Fotografie. Daneben beherbergt das Museum Folkwang auch umfassende Sammlungen zur Grafik, Archäologie, Weltkunst und Kunstgewerbe sowie zum Plakat. Spitzenwerke von van Gogh, Cézanne, Gauguin treffen auf Arbeiten von Rothko, Pollock, Richter. Es ist das erste deutsche Kunstmuseum in der Größe, das allen Besuchern freien Eintritt in die eigene Sammlung gewährt. Seine Ausstellungen und Veranstaltungen machen das Museum Folkwang zu einer Stätte des lebhaften Austausches mit Kunst, Kultur und Leben.
museum-folkwang.de