Raum dazwischen
Die Jury hat entschieden!
Die Gewinner*innen werden bald bekannt gegeben.
Die Jury hat entschieden!
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[[deadline:2023-09-30 24:00:00]]
Wettbewerb im September 2023
Was kann das alles sein, ein „Raum dazwischen“? Ein freier Raum zwischen zwei Dingen, eine Lücke. Oder eine Entfernung zwischen zwei Personen. Auch ein zeitlicher Abstand zwischen zwei Tätigkeiten kann gemeint sein. Und dann gibt es noch den übertragenen Sinn: Da kann ein „Dazwischen“ auch heißen, dass man zwischen zwei Entscheidungen steht, hin- und hergerissen ist. In diesem Monat laden wir euch ein, euch einen Zwischenraum zu suchen und ihm ein Gedicht zu schreiben!
Wie könnt ihr damit anfangen? Überlegt euch zuerst, wie euer ganz eigener „Raum dazwischen“ aussehen soll. Das kann ein ganz konkreter Zwischenraum sein, zum Beispiel zwischen zwei Häusern oder zwischen zwei Zeitpunkten wie Weihnachten und Silvester. Es kann aber auch ein Raum in euren Gedanken sein: Vielleicht steht ihr zwischen zwei Freund*innen oder wisst nicht, wie ihr euch in einer ganz bestimmten Situation zu Hause verhalten sollt. Beschreibt, was euren „Raum dazwischen“ ausmacht. Was macht ihn besonders? Was an ihm ist aufregend und neu? Oder was an ihm belastet euch vielleicht auch? Was an ihm macht ihn vielleicht zu genau eurem Raum?
Zwei ganz unterschiedliche Beispiele für „Räume dazwischen“ möchten wir euch im Folgenden als weitere Inspiration vorstellen:
Im Stadtmuseum Simeonstift in Trier hängt das Porträt der jungen Frau, das ihr rechts seht. Sie ist zurechtgemacht, trägt kostbare Seidenkleider und Schmuck. Besonders einprägsam sind ihre großen Augen: Sie blicken einerseits die Betrachter*innen direkt an und sind zugleich in die Ferne gerichtet. So als sei die Person gar nicht richtig anwesend – irgendwie „dazwischen“. Bei dem Objekt handelt es sich um ein Mumienporträt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, d.h. es zeigt die verstorbene Person und wurde im Kopfbereich der Mumie befestigt.
Auch in unserem zweiten Beispiel geht es um den Raum zwischen Leben und Tod: Hanna Jansen thematisiert in dem Gedicht „Triptychon“, das ihr weiter unten lesen könnt, die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod. Sie beschreibt sie als „Raum dazwischen“, den es zu gestalten gilt. Ein Triptychon ist übrigens ein Bild, das aus drei Teilen besteht, einem Hauptteil in der Mitte und zwei Seitenteilen, meist in Flügelform. Übertragen auf das Gedicht bilden die beiden Pole Geburt und Tod die Seitenflügel und der „Raum dazwischen“ nimmt den großen Part in der Mitte ein.
Schickt uns im September eure Gedichte zum Thema „Raum dazwischen“! Sucht euch einen Zwischenraum aus, ob konkret oder im übertragenen Sinn, und beschreibt ihn! Was hat er mit euch zu tun und welchen Platz nehmt ihr in ihm ein? Wenn ihr mögt, könnt ihr wie Hanna Jansen ein Gedicht-Triptychon schreiben. Ihr könnt aber auch eure ganz eigene Form für euren ganz persönlichen „Raum dazwischen“ wählen! Wir freuen uns auf eure Gedichte!
Triptychon
Hanna Jansen
Das Gesicht
der Neugeborenen
das Gesicht
der Sterbenden
Seitenflügelmomente.
Beinahe deckungsgleich
das Öffnen der Augen
das Schließen der Augen
erster Schrei
und letzter Atemzug.
Den Raum dazwischen
halte ich aus.
Hanna Jansen (unveröffentlicht)
Weiterführende Informationen
Hanna Jansen wurde 1946 in Diepholz geboren und wuchs in Osnabrück auf, wo sie später auch studierte.
Seit über dreißig Jahren publiziert sie Texte und Bücher unterschiedlicher Genres, überwiegend Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Ihre Bücher wurden vielfach übersetzt, ihr Roman Über tausend Hügel wandere ich mit dir 2003 mit dem Buxtehuder Bullen und in den USA 2007 u. a. mit der Goldmedaille des Independent Publisher Book Award ausgezeichnet. Für ihren Roman Herzsteine erhielt sie das Autorenstipendium NRW.
Zwei ihrer Romane dienen seit Jahren als Unterrichtslektüren. Herzsteine wurde 2021 als Prüfungslektüre für das Fach Deutsch in das Curriculum des Landes Baden-Württemberg aufgenommen.
Als Autorenpatin bei Kultur macht stark leitet sie seit 2017 Schreibwerkstätten für Kinder und Jugendliche und ist Herausgeberin zahlreicher dabei entstandener Anthologien.
Stadtmuseum Simeonstift Trier
Das Stadtmuseum Simeonstift ist auf die Geschichte der Stadt und der Region vom Mittelalter bis zur Gegenwart spezialisiert. Malerei, Skulptur, Textilien und Kunsthandwerk ab dem 10. Jahrhundert dokumentieren das Leben Triers und seiner Menschen. Eine Besonderheit bildet die Sammlung koptischer Textilien und Mumienporträts.