Gehst du auch gern ins Kino? Wie würdest du deine Freund*innen fragen, ob sie heute mit dir ins Kino gehen? Wahrscheinlich würdest du das in einer Sprache tun, die sich von der in einer Schulaufgabe verwendeten unterscheidet. Wir sprechen unterschiedlich, je nachdem, mit wem wir sprechen, aber auch je nachdem, wann wir geboren wurden. Sprache verändert sich, passt sich an, entwickelt sich weiter. Manche Wörter sterben aus oder verändern ihre Bedeutung, neue kommen hinzu, oft auch aus anderen Sprachen. Das ist zunächst einmal gar nicht gut oder schlecht, sondern einfach ein natürlicher Prozess.
Trotzdem gibt es immer wieder Vorbehalte gegen neue Sprachentwicklungen. Änderungen sorgen oft erst einmal für Diskussionsstoff. Besonders die Sprache der Jugendlichen steht oft in der Kritik. Da heißt es, die Jugend beherrsche die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik nicht mehr gut genug, sie spräche „falsch“, würde zu viele englische Begriffe nutzen. Seid ihr solchen Vorurteilen schon einmal begegnet? Wie redet ihr untereinander? Habt ihr eure „eigene“ Sprache schon gefunden?
Rechts auf dem Bild zeigen wir euch ein humorvolles Beispiel von Sprachentwicklung: Es greift die oben beschriebene Kino-Situation auf und zeigt, wie Jugendliche sich in verschiedenen Jahrzehnten zum Kino verabreden. Was würdet ihr sagen? Wie findet ihr die überspitzte Darstellung der Zukunft im Jahr 2075? Meint ihr, bis dahin ist unsere Sprache ausgestorben und wir verständigen uns wieder mit Gesten und Zeichen?
Foto: debeste.de
Im März lautet unser Wettbewerbsthema „bedeutet mich viel“. Stellt euch vor, ihr reist in die Zukunft und lebt im Jahr 2075. Welche Sprache benutzt ihr da? Wie sprechen Jugendliche 2075? Schreibt ein Gedicht aus dem Jahr 2075 und wählt eine zukünftige Sprache. Das können so wie in Ron Winklers Text mehrere Sprachen sein, das kann eine ganz neue, ausgedachte Sprache sein oder auch ein vermeintlich weiterentwickeltes Deutsch. Wir sind gespannt, welche Sprache(n) ihr euren Gedichten aus der Zukunft gebt! Bitte denkt je nach gewählter Sprache an eine Übersetzung für uns;-)! Und vielleicht möchtet ihr ja in 52 Jahren mal einen Blick auf eure jetzt geschriebenen Texte werfen. Wir freuen uns auf eure Einsendungen!
Nachtrag 3
Ron Winkler
das Cheval steht weiblich an das Zaun. verhauen. Wiese wie äußerst definit. Wieswiese mit Gras und Gängen. immer Medizingeruch, aber innen Brandgeschmack auf Mund. so dahin mit was die Eltern, die großen Hatelovies. Strand kündet, dass das das Wasser macht. Cheval grob streicheln, mit süß oder Möhre in Zähne stecken. verlangt viel Wiesensbisse, weiß. ist Kanzlatur an this Ort, Frau hat weit Recht, mit süß, wenns Mund öffenen. Cheval shuuu, und in Hotel voll swarze Giorno zmierzchu. winken die von betreut Dorf, winken auch an Wiese, wo hat ins Meer. zivilisch haben, und ohnen Knalle, bedeutet mich viel wie ganz Anfang. sehr.
aus: Ron Winkler, Magma in den Dingen, Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt am Main 2021, S.29
Weiterführende Informationen
Ron Winkler, Foto: Christiane Wohlrab
Ron Winkler 1973 in Jena geboren, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Er schreibt (und übersetzt) vor allem Lyrik und kurze Prosa. 2021 veröffentlichte er seinen aktuellen Gedichtband „Magma in den Dingen“ und eine poetische Korrespondenz mit Mara-Daria Cojocaru („Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken“). Er gab zahlreiche Anthologien heraus, zuletzt gemeinsam mit Birgit Kreipe „Rote Spindel, schwarze Kreide: Märchen im Gedicht.“ Derzeit arbeitet er an einem langen Zyklus zu Vaterschaft und an Übersetzungen ausgewählter Gedichte von Lawrence Ferlinghetti.
Videos zum Monatsthema
Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Ron Winkler