Die eine Kachel war knallgrün

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2022-08-31 24:00:00]]

Wettbewerb im August 2022

Farben haben eine ganz starke Wirkung auf uns. Die Erinnerung an unseren gelben Lieblingspulli, unser erstes Fahrrad in Rosa oder das tiefblaue Meer im Strandurlaub ist eng mit der Farbe verbunden. Manche Farben mögen wir besonders gern, andere überhaupt nicht. Und auch die Abwesenheit von bunten Farben, zum Beispiel auf Schwarz-Weiß-Fotos oder Filmaufnahmen, macht etwas ganz Bestimmtes mit uns.

Historische Aufnahmen aus den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts kennen wir hauptsächlich in Schwarz-Weiß. Und das schafft immer auch eine Art von Distanz, verbunden mit dem Gefühl, dass die gezeigten Ereignisse schon lange zurückliegen und vielleicht nicht mehr viel mit uns zu tun haben. Wie reagieren wir, wenn wir diese Bilder plötzlich in Farbe sehen? Schaut euch einmal diese Filmaufnahmen aus dem Jahr 1931 an, die eine Straßenbahnfahrt durch Leipzig zeigen und technisch so aufbereitet wurden, dass sie in Farbe gezeigt werden können! Wirken die Aufnahmen für euch so „echter“ und „greifbarer“?

Um eine ganz bestimmte Farbe geht es auch in dem Gedicht, das wir euch in diesem Monat zeigen möchten. Der Text „Zum Beispiel“ der Lyrikerin Elke Erb handelt von einer Kachel, die so knallgrün ist, dass sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ob das nun “schön” oder “zu aufdringlich” ist – die Farbe hat hier eine enorme Wirkung! Könnt ihr die knallgrüne Kachel im Gedicht einfach überlesen und so stehen lassen?

Schreibt uns im August ein knallbuntes Gedicht! Vielleicht handelt es von eurer Lieblingsfarbe oder aber einer Farbe, die ihr gar nicht mögt? Oder beschreibt einen Gegenstand, der euch wegen seiner Farbe direkt ins Auge gesprungen ist. Verbindet ihr eine bestimmte Farbe mit einer bestimmten Erinnerung oder Person? Wir sind gespannt auf eure farbenfrohen Gedichtideen!

Zum Beispiel

Elke Erb

Die eine Kachel war knallgrün. Das ließ sich nicht ändern.
Sie war es, ist es, so ist es. Wenn sie noch ist.

Daran läßt sich nichts ändern. Eingesetzt sitzt sie fest.
Unzureichend gebilligt. Wirkt an erträglich vorbei.

Es bedarf einer Zutat, einer gewissen Dosis von Absehn,
Vorbeisehn an ihr, im Wissen, da sitzt sie.

Dessen bedurfte es wohl. Spürbarer Duldung, sozusagen,
bei aber nicht verminderter Aufmerksamkeit.

Ein Knall ist ein Phänomen. Denke: Knall.

 

aus: Elke Erb: Sonanz: 5-Minuten-Notate.
(c) 2008 Urs Engeler Editor, Weil am Rhein

Weiterführende Informationen

Elke Erb
wurde 1938 in Scherbach in der Voreifel geboren und zählt zu den renommiertesten Lyriker*innen Deutschlands.

Zu ihren über 20 Büchern gehören beispielsweise „Kastanienallee“ (Aufbau Verlag, 1987), das seitenlange Kommentare zu den Gedichten in die Gedichte miteinschließt und für den sie 1988 den Peter-Huchel-Preis erhielt, oder Übersetzungen von Marina Zwetajewa, Oleg Jurjew und Olga Martynova.

1994 erhielt sie die Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medialle, als Lyrikerin und als Persönlichkeit, die sich um das literarische Leben in Berlin verdient gemacht hat.

2019 verlieh ihr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz mit der Begründung: „Mit ihrem legendären Eigensinn, ihrem Sprachwitz und ihren originellen Wortschöpfungen ist sie auch heute gerade jungen Dichterinnen und Dichtern Inspiration. Elke Erb gehört mit ihrem umfangreichen Werk zu den bedeutendsten zeitgenössischen Lyrikerinnen deutscher Sprache, die in einem experimentellen Geist das Formenspektrum immer wieder erweitert hat.“ Im Jahr 2020 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen.

Elke Erb, Foto: IMAGO / gezett

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Schreibimpulse zu Elke Erb von und mit Anja Engst

Schreibe, um zu träumen.