Das Schweigen belichten
Die Jury hat entschieden!
Die Gewinner*innen werden bald bekannt gegeben.
Die Jury hat entschieden!
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[[deadline:2021-12-31 24:00:00]]
Wettbewerb im Dezember 2021
Wir beenden das lyrix-Jahr mit Schweigen, aber ganz und gar nicht schweigsam. Unser letztes Monatsthema im Jahr 2021 stellt das Schweigen in den Mittelpunkt. Wir rufen euch auf, es in euren Gedichten von allen Seiten zu belichten. Inspiration bekommt ihr von dem Lyriker Alexandru Bulucz und seinem Text „Beim Weitspucken letzter Sauerkirschkerne Identität“ und von einer Performance der Künstlerin Marina Abramović. Wir wünschen euch viel Spaß mit unserem Monatsthema im Dezember und wünschen euch eine schöne Adventszeit!
Stellt euch vor, ihr sitzt jemandem gegenüber, schaut ihm in die Augen – und schweigt. Wird euch diese Situation irgendwann unangenehm? Warum? Und: Schweigen wir wirklich, auch wenn wir nichts sagen? Eine der bekanntesten Künstlerinnen unserer Zeit, Marina Abramović, hat genau dieses Experiment zum Kern einer ihrer Performances gemacht: Für ihre Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) hat sie sich 2010 unter dem Titel „The Artist is Present“ sechs Tage lang für die gesamte Ausstellungsdauer auf einen Stuhl gesetzt. Ihr gegenüber stand ein zweiter Stuhl, auf dem Besucher*innen platznehmen konnten. Was entstand, war mehr als Schweigen. Nicht wenige haben diesen Moment im Nachhinein als lebensverändernd beschrieben. Wer mehr über Abramovićs Performance erfahren möchte: Über die Ausstellung im MoMA gibt es einen Dokumentarfilm (Marina Abramovic: The Artist is Present, 2012), den Trailer dazu könnt ihr euch rechts anschauen.
Wenn wir den Bogen noch größer spannen, können wir fragen: Wie sieht Schweigen eigentlich aus? Welche Facetten hat Schweigen? Es kann gewollt oder ungewollt eingesetzt werden, aktiv oder passiv, als Zeichen von Vertrauen, aber auch als Zeichen der Ablehnung oder Hilflosigkeit. Wenn wir schweigen, sprechen wir zwar keine Worte aus, aber ist Schweigen deshalb wortlos? Kommunizieren wir nicht immer trotzdem? Kann man überhaupt schweigen?
Das kurze Gedicht, das unser Monatslyriker Alexandru Bulucz für euch ausgewählt hat, bringt noch eine weitere Dimension in die Überlegungen: Schweigen hat auch einen juristischen Wert, es ist ein Recht.
Im Dezember rufen wir euch auf: Belichtet das Schweigen! Betrachtet es von allen Seiten und schickt uns eure Texte zum Phänomen des Schweigens! Was ist es, was kann es sein – und kann man überhaupt wirklich schweigen? Wir sind gespannt auf eure Interpretationen!
Neu bei lyrix: Ab sofort gibt es jeden Monat gleich zwei Monatsthemen, eins für 10- bis 14-Jährige und eins für 15 – 20-Jährige. Die Einsendungen werden separat bewertet und künftig präsentieren wir euch zu jedem Thema nicht mehr 6, sondern 12 Monatsgewinner*innen – 6 aus jeder Altersgruppe! Hier seid ihr beim aktuellen Thema für die 10- bis 14-Jährigen.
Beim Weitspucken letzter Sauerkirschkerne Identität
Alexandru Bulucz
Solch skripturales Vergnügen am Schmerzland Erinn’rung!
Das steht im Verdauungsverdacht, unterhält die Verdunklungsgefahr.
Doch ich habe das Recht, auch zu schweigen.
aus: Alexandru Bulucz, was Petersilie über die Seele weiß
© Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt am Main 2020
Weiterführende Informationen
Alexandru Bulucz
*1987 in Alba Iulia, Rumänien, wo er seine ersten 13 Jahre verbrachte, studierte Germanistik und Komparatistik in Frankfurt/M. Er ist Lyriker, Übersetzer, Kritiker und Herausgeber der philosophischen Gesprächsreihe „Einsichten im Dialog“ in der „Edition Faust“. Für Gedichte aus „was Petersilie über die Seele weiß“ (Schöffling & Co, Frankfurt/M 2020) erhielt er den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis und ein einjähriges Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Der Gedichtband belegte im Juni 2020 Platz 5 der SWR-Bestenliste. Er lebt in Berlin.