Kirschen sind besser als Brause

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2024-07-31 24:00:00]]

Wettbewerb im Juli 2024

Wenn man eine zufällige Nummer wählt und „Gesundheit!“ sagt, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Angerufene tatsächlich gerade geniest hat? Antworten auf Fragen, die ihr euch vermutlich noch nie gestellt habt, gibt der Physiker Randall Munroe hochwissenschaftlich und gleichzeitig sehr unterhaltsam. In seinem Buch „What if? Was wäre wenn?“ könnt ihr nicht nur die Antwort auf die oben gestellte Frage nachlesen, sondern zum Beispiel auch erfahren, was passieren würde, würden alle Menschen auf der Erde gleichzeitig springen.

Randall Munroe, what if? Was wäre wenn? © Penguin Random House – München 2020.

Es gibt Dinge, die sollte man einfach wissen. Dazu gehören mit Sicherheit nicht die Antworten auf die humorvollen in „What if?“ gestellten Fragen. Aber wie sieht es zum Beispiel mit der Antwort auf folgende Fragen aus: Wer schrieb „Die Buddenbrooks“? Wie lautet das chemische Symbol für Blei? Mit welcher Tiergruppe sind die Dinosaurier am engsten verwandt? Sollten wir das wissen? Ein bestimmter Wissenskanon wird als Allgemeinbildung bezeichnet. Aber ist das tatsächlich (noch) wichtig? Und wer bestimmt, was dazu gehört und was nicht? Was als Allgemeinbildung definiert wird, ist stark von der Zeit, dem Kulturkreis, der Geschichte eines Landes und dem sozialen Umfeld abhängig.

Habt ihr euch schon einmal gefragt, was ihr alles wisst? Eine eigene Liste von all dem, was man selbst weiß, wäre wohl sehr, sehr lang. Noch schwieriger ist es, eine Liste der Dinge zu erstellen, die die gesamte Menschheit weiß. Versuche, unser gesammeltes Wissen festzuhalten sind Lexika oder Enzyklopädien wie Wikipedia. Aber vollständig sind auch sie nicht. Wenn wir nach dem suchen, was wir wissen, stoßen wir unweigerlich auch immer auf das, was wir nicht wissen. Fraglich dabei ist auch immer, wer oder welche Instanz bestimmt, was wir wissen sollten und welches Wissen „gesichert“ ist.

Eine Sammlung von humorvollen Wissens-„Kleinigkeiten“ in Gedichtform möchten wir euch diesen Monat mit Anja Bachls Text [Pfoten von Hunden sind nie zu laut] vorstellen. In dem Text werden vermeintliche Fakten aufgezählt, die sich beim zweiten Lesen vielleicht als subjektive Wahrnehmungen oder Meinungsäußerung entpuppen. Aber wer weiß: Vielleicht wird eines Tages auch einmal in einen Wissenskanon aufgenommen, dass „Kirschen […] besser als Brause“ sind?

Diesen Monat dreht sich bei uns alles um das Wissen: Welches Wissen ist euch wichtig – und welches ganz egal? Was habt ihr vielleicht früher als kleine Kinder immer falsch verstanden und wisst es jetzt (besser)? Schickt uns eure (Nicht-)Wissens-Gedichte! Dabei könnt ihr gern eine Form wie Anja Bachl wählen und (vermeintliches) Wissen auflisten oder euch dem Thema ganz frei nähern. Vielleicht mögt ihr auch verrückte, lustige Fragen wie die von Randall Munroe beantworten. Schickt uns im Juli eure Gedichte zum Thema „Kirschen sind besser als Brause“! Wir wünschen euch allen schöne Sommertage und viel Spaß beim Dichten!

Anja Bachl

Pfoten von Hunden sind nie zu laut
und Phantasmen bürgen bedingungslos für Kindereinfälle
du kannst einen Morgen nicht von einem Resttag trennen
Salbei ist winterhart
ein Knacken ist nicht mit einem Lochmuster vergleichbar
und Kirschen sind besser als Brause

aus: Anja Bachl, weich werden. © Haymon Verlag – Innsbruck 2022.

Weiterführende Informationen

Anja Bachl, geboren 1986 in Salzburg, studierte nach der Matura am Musischen Gymnasium Salzburg Ganzheitliche Kunsttherapie in Wien. Sie arbeitet als Autorin und Kunsttherapeutin in Salzburg, wo sie mit ihrem Sohn, ihrer Beziehungsperson und Hund Finn auch lebt.

Die Kernthemen in Anja Bachls Tun und Schreiben bilden einen Kitt zwischen Privatem und Politikum: Frausein, Klassenfragen, Mutterschaft, psychische Gesundheit, die Liebe und Intensität des Lebens.

Sie veröffentlichte Lyrik und Essays in diversen Literaturzeitschriften wie „Salz“, „mosaik“, „aposthrophe“, „Archipel“, „Literatur und Kritik“ oder „Turchese“, wofür einige ihrer Gedichte ins Italienische übersetzt wurden. Anja Bachl schrieb für die Kammeroper Salzburg, das Salzburger Kulturzentrum ARGEkultur, 2024 vertonte der New Yorker Komponist Reiko Füting einige Gedichte aus „weich werden“. 2021 erhielt sie den Irma-von-Troll-Borostyáni-Preis für journalistische Beiträge. „weich werden“, erschienen im Oktober 2021 im Haymon Verlag, ist das Debüt der Autorin, ihre Lyrik wurde mit dem Georg-Trakl-Förderungspreis ausgezeichnet. 2022 belegte sie den 2. Platz beim Grazer Literaturwettbewerb „wir sind lesenswert“, 2024 stand Anja Bachl auf der Longlist des Lyrikpreis München.

Anja Bachl, Foto: Sarah Frühling

Lesung und Schreibimpulse zum Monatsthema von und mit Anja Bachl

Schreibe, um zu träumen.