fenster auf kipp

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2025-11-30 24:00:00]]

Habt ihr schon mal etwas ganz anders benutzt, als es gedacht war? Einen Stuhl als Kleiderhaken? Einen Kochlöffel als Mikrofon, um euer Privatkonzert in der Küche zu starten? Vielleicht hat euer altes Matheheft schon lange keine Zahlen mehr gesehen, sondern stützt den wackelnden Tisch in eurem Zimmer?

zweckentfremdet, Foto von Vedhas Pathak auf Unsplash

Wir suchen im November eure Gedichte über Dinge, die ein anderes Leben führen. Über Gegenstände, die aus ihrer Rolle fallen, und Wörter, die plötzlich etwas anderes bedeuten.

Alles auf den Kopf gestellt
Euer Auftrag: Denkt Dinge neu. Dreht ihre Bedeutung um. Lasst aus dem Gewohnten etwas Überraschendes entstehen. Die griechische Designerin Katerina Kamprani hat mit ihrer Serie „The Uncomfortable“ genau das gemacht: Sie nimmt Alltagsgegenstände und macht sie absichtlich unbrauchbar. Eine Gabel aus einer klappernden Kette, eine Gießkanne, die sich selbst gießt, ein Stuhl, auf dem niemand sitzen kann. Alles sieht vertraut aus, funktioniert aber nicht. Kamprani zeigt uns damit, dass manchmal gerade aus dem „Falschmachen“ die spannendsten Ideen entstehen. Schaut euch ihre Arbeiten hier an.

Lyrische Inspiration: „Highlife im Underground“ von Sarah Claire Wray
In diesem Gedicht, das wir euch diesen Monat vorstellen, steckt Zweckentfremdung pur, ganz ohne das Wort zu benutzen. Die Autor*in und Regisseur*in Sarah Claire Wray macht aus etwas Alltäglichem – dem Wind aus dem U-Bahn-Schacht – einen Haartrockner. Das ist nicht nur ein Bild, das man sofort spürt, sondern auch eine Idee voller Witz, Fantasie und Stadtleben. Das Gedicht zeigt: Man muss nicht immer Dinge besitzen, um sie zu benutzen. Man kann sie einfach neu denken. In der Sprache, im Kopf, im Alltag. Ein Wind wird zu einem Föhn, die U-Bahn wird zum Friseursalon, der Untergrund zum „Highlife“.

Eure Schreibaufgabe im November:
Schaut euch um und überlegt: Was benutzt ihr anders, als es gedacht war? Welche Dinge oder Wörter haben bei euch eine neue Aufgabe bekommen? Zeigt uns, dass selbst ein kaputter Löffel, ein widerspenstiges Wort oder ein schräger Gedanke Poesie in sich tragen können. Wir sind gespannt, was ihr aus Sprache, Dingen und Ideen macht! Also: Schreibt los und zweckentfremdet die Welt!

Highlife im Underground

Sarah Claire Wray

u7
viertel nach acht
fenster auf kipp

ich lass mir
die haare trocknen
vom u-bahn-schacht-wind

aus: Sarah Claire Wray, sieben utopische dinge, parasitenpresse – Köln 2021

Über Sarah Claire Wray

Sarah* Claire Wray ist Autor*in und Regisseur*in. Nach drei Jahren Assistenzzeit, u. a. am Schauspiel Frankfurt und Thalia Theater Hamburg, studierte Sarah Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Während des Studiums inszenierte Sarah u. a. an der Volksbühne Berlin und am Nationaltheater Mannheim. Außerdem schrieb, produzierte und inszenierte Sarah den Kurzfilm HDGDL, der im Jahr 2025 auf dem IFFF Köln & Dortmund gezeigt wurde. Im Jahr 2021 veröffentliche Sarah den Gedichtband sieben utopische dinge im Kölner Verlag parasitenpresse. Sarah war Teil des Writers Rooms von Lamin Leroy Gibbas Serie Schwarze Früchte. Im Jahr 2024 feierte die Serie Weltpremiere auf dem Tribeca Film Festival in New York. Sarahs Spielfilm Debüt Blaues Haus, ein psychologischer Thriller, wird 2025 von der MOIN gefördert.

Sarah Claire Wray, Foto:  Mitch Stöhring

Video-Clips zum Monatsthema:
Gedichtlesung und Schreibimpulse

„Highlife im Underground“

Schreibe, um zu träumen.

Schreibe, um zu träumen.