Unsere Gewinner*innen im November 2023

Wettbewerb im November 2023

Herzlichen Glückwunsch! Die November-Gewinner*innen in der Altersgruppe 10–14 stehen fest! Wir gratulieren Helena Bräscher, Liliana Kees, Mara Meier, Tonda Montasser, Skylar Rath und Miley Weigelt! Ihre Gedichte zum Thema „riechen Sie“ haben die Jury in diesem Monat überzeugt. Ihr wart aufgerufen, ein Gedicht für ein Tier oder eine Pflanze zu schreiben. Welche Sprache(n) müsstet ihr hierfür sprechen? Inspiration gab es von unserer Monatslyrikerin Mara-Daria Cojocaru mit ihrem Gedicht „Multispezies-Poesie (vom Typ 3.1) in zehn Schritten. Eine Anleitung“. In den Gewinner*innengedichten wurde aus der Sicht von Füchsen, Vergissmeinnicht, Katzen oder Eintagsfliegen geschrieben. Was sie uns zu sagen haben, könnt ihr im Folgenden lesen.

Der Fuchs

Helena Bräscher

2011

Ich schleiche rein,
es ist groß
und doch klein.

Seltsam in meiner Nase,
eine frische, chemische Plage.

Viele kleine Räume,
unterschiedlich,
auch welche für Träume.

Laute Töne spielen irgendwo,
melodisch sind sie sowieso.

Die Menschen gehen vor mir her,
ich bekomme Angst
und winsele sehr.

Sie starren auf kleine schwarze Kasten ,
und ziehen komische Fratzen.

Auch sind sie sehr groß,
mit seltsamem Geruch!
Was ist nur los?

Ich beobachte sie eine Weile,
die Menschen scheinen in Eile.

Sie laufen schnell,
kein Verweilen,
es ist ein wildes Treiben.

Die Menschen haben wenig Fell,
und sind von dunkel bis hell.

Jetzt brechen sie auf,
drum gehe ich auch,
schnell nach Haus.

Zurück in den Wald,
da wohne ich halt.

Draußen gibt es Regen,
dies ist ein seltsames,
doch spannendes Leben.

Diese komischen Wesen!

Geruch nach Heimat

Liliana Kees

2009

Nach Ankommen.
Im Moment,
einer Person. 

Meine Nase in deinen Haaren. 
Geruch nach Heimat. 
Ich in deinen Armen.

Dein Herz neben meinem.
Geruch nach Heimat. 
Meine Hand hält deine. 

Manchmal riech ich dich noch. 
Der Geruch schwebt um mich. 
Setzt sich fest und lässt mich erinnern. 

Der Geruch von Regen. Von vorüberziehenden Wolken.
Deine Augen reflektieren mein Lachen. 

Der Lavendelstrauß
-noch immer auf meinem Nachttisch-
er duftet nach uns.
Nach Abenden unter Sternen.

Bleistifte auf Papier, 
Es riecht nach Kunst. 

Nach dir. 

Die Akzeptanz des Lebens

Mara Meier

2009

Die Ruhe.
Die Ruhe, in der ich lebe.
Die Ruhe, die um mich herum liegt.
Die Ruhe, die mir sehr wichtig ist.

Die Veränderung.
Die Veränderung, die um mich herum geschieht.
Die Veränderung, die gut ist.
Die Veränderung, die schlecht ist.

Während der guten Veränderung, verändert sich alles um mich herum.
Im Sommer ist alles grün,
Im Winter alles weiß.
Im Herbst spielen so viele Farben mit; orange, rot, grün, braun, gelb, alles ist möglich.
Im Frühling bekommt das Grün noch ganz viele Farben dazu geschenkt,
Wie zum Beispiel mich.
Ich bin blau, hellblau.
„Vergissmeinnicht“, so nennen mich die Menschen.

Ich lebe vier Monate.
Dafür jedes Jahr erneut.
„NUR vier Monate!?“ würden die Menschen sagen.
Ja, VIER Monate.
Dafür lebe ich sie richtig, diese vier Monate.
Ich genieße jede einzelne Sekunde davon,
Freue mich täglich da zu sein.
Einfach gesagt, akzeptiere ich mein Leben und bin zufrieden damit.

Jedes Jahr, wenn ich wieder erwache, ist alles anders.
Jedes Jahr ist mehr Müll um mich herum.
Jedes Jahr ist es weniger Grün.
Jedes Jahr werden die anderen Farben zertrampelt.
Jedes Jahr ist die Luft schlechter, um zu atmen.

Aber wieso?
Wieso kann man nicht jedes Lebewesen akzeptieren?
Jedes Lebewesen am Leben lassen?
Jedes Lebewesen wertschätzen?
Wieso kann die Erde nicht wieder gut werden?
Wieso können sich die Menschen nicht verbessern, nicht ändern?
Ändern für uns und für die Menschheit selbst.

Irgendwann werde ich nicht mehr erwachen.
Es ist nicht meine Entscheidung.
Es ist das Handeln der Menschen.
Erst dann werden sie die Realität vor Augen sehen.
Erst dann werden sie sich entschuldigen.
Erst dann werden sie sich ändern.
Erst dann, wenn es zu spät ist.

Deshalb an jede Person, die das liest.
Ihr lebt nur einmal!
Es gibt nur eine Erde!
Irgendwann wird es zu spät sein!
Deshalb schützt die Natur.
Ändert eure Sichtweise und lernt auf die Welt, in der ihr lebt, zu achten.

Anweisungen an meinen Biolehrer, den Unterricht zu schwänzen und sich in eine Hauskatze zu verwandeln, damit ich dazu ein Gedicht schreiben kann

Tonda Montasser

2011

Schließen Sie die Augen (smaragdgrün).
Zeigen Sie Buckel und Gebiss.

Lecken Sie sich die Lippen ab.
Betrachten Sie die Familienpizzapackung.

Versuchen Sie, Reste der Verpackung abzukratzen
Probieren Sie dann, die Verpackung zu essen.

Springen Sie auf den Tisch.
Rasen Sie erschreckt umher.

Lassen Sie sich füttern,
Bis ihr Bauch platzt.

Schreien Sie nach mehr Essen.
Drohen Sie mit Vergeltung.

Schauen Sie
X-beliebige Serien.

Zum Beispiel Urknall-Theorien,
die Sie nicht verstehen.

Bedenken Sie
Untertitel sind Morsezeichen.

Sprachen schrille Töne.
Alles bewegt sich so schnell.

Kratzen Sie an senfgelbe Betten.
Schleichen sie in fremde Zimmer.

Schlafen Sie da
14 Stunden.

Lassen Sie sich tragen,
Am Nacken über Flure,

schnurren Sie ins Treppenhaus
oder vor der Toilettentür.

Teilen Sie ihre Wohnung
mit seltsamen Kreaturen.

Lassen Sie sich kuscheln
Aber behalten Sie

immer die Kontrolle.

Den Lebenslauf als Namen

Skylar Rath

2009

Liebes Fluginsekt,
Beeil dich.
Winde deinen kleinen Körper aus der Hülle des Lebens.
Schau dich um
Genieße die Natur ein erstes und letztes Mal.
Du musst schnell sein.
Es ist ein lauer Sommerabend,
Tanz als würdest du für immer leben.
Tanz für dich und deine Frau.
Tanz für deine zukünftigen Kinder
Und für deine womöglich letzte Freiheit.

Liebe Ephemeroptera,
nimm dein Leben in die Hand
Lieb so sehr du kannst.
Liebe bis die Sonne wieder am Himmel steht.
Bleib ein Leben lang bei deiner Frau.
Leg dich ans Ufer
Und spüre eine seichte Brise in den Flügeln.
Schon folgt der letzte Atemzug.
Das Wasser wird dich ins Jenseits begleiten.
Danke, dass du dein Kostbarstes opferst,
um diese Zeilen zu lesen.

Liebe Eintagsfliege,
lass die Fühler nicht hängen.
Reiche sie weit in die Luft 
Der Wind wird sie schon tragen.
Am nächsten Morgen,
wenn dein Körper erstarrt,
gehst du zusammen mit der Sonne unter
und steigst als Mond zum Himmel auf.
Occasus solis,
intellegis? Tu es amari.
Fang an zu leben, solange du noch kannst.

riechen sie

Miley Weigelt

2009

Riechen Sie wie ich nachts herumstreuner
Wie ein Träumer und dabei aussehe wie ein dunkelbrauner Katzenstreuner
Riechen Sie den Regen, der mir von der Nase tropft,
Während mein Herrchen mit mir motzt
Riechen Sie meine Angst, als mein Herrchen mit dem Handtuch hinter mir herrennt, das war ein Kompliment
Riechen Sie den Rosenduft, der im Handtuch verfliegt und den nassen Katzengeruch überwiegt

Schreibe, um zu träumen.