Wettbewerb im April 2024

Verborgene Gefühle

Annelie Freudenthaler

2010

Alles beginnt einmal im Kopf, 
all die Probleme, all die Sorgen. 
Man versucht zu drücken auf den Knopf, 
der das alles hält verborgen. 

So vieles wird versteckt, 
nichts kann man mehr zeigen. 
Die Gefühle total verdeckt, 
man hört nicht auf zu schweigen. 

Das Ganze geht so furchtbar lang, 
bis es dann das Herz entzweit. 
So oft verspürt man einen Drang, 
frei zu sein von diesem Leid. 

Ganz vieles frisst man in sich rein, 
und zerstört sich damit sehr. 
Auf einmal ist es nicht nur Schein, 
sondern legt sich im Magen quer. 

Ich schaue in den Spiegel und weiß nicht, wen ich seh. 
So viel hat sich verändert, ohne dass ich’s wollt. 
Mich selbst nicht mehr zu finden, das tut weh, 
doch ich weiß, irgendwann regnet’s wieder Gold. 

immer mehr

Mylinn Goodwin

2013

Gedanken 
immer mehr 
Chaos 
immer mehr 
Schmetterlinge im Bauch 
immer mehr 
es flimmert vor meinen Augen 
immer mehr 
wie ein Maulwurf, der sich in mich rein gräbt 
immer mehr 
und immer weiter 

indigo Blue

Gabriel Jakob Hoffmann

2011

Das Geflüster der Finger auf den Saiten, 
ganz nah am Hals der Harfe, 
zwischen den Stimmstiften, 
verwandelt sich in den Gesang der 
Himmelsfarbe. 
Die Wüstenwinde summen die Dünen zusammen. 
Ein verirrter Beduinenschal geistert herum 
und malt im warmen Sande Epigramme. 

Du buddelst jedem Skarabäus 
pantomimenstumm 
hinterher 
Bis zum tiefsten Moment des Aufgebens. 
Vor lauter Sandkörnern 
ist eh nichts mehr zu sehen, 
Außer ein indigo Ameisenbär 
Im rostigen Käfig 
Auf der Innenseite der Augenlider. 
Nur das Geflüster der sandigen Finger 

Erinnern//unter den Laternen

Skylar Rath

2009

Gehe durch die Straßen, 
in denen früher meine Hand deine hielt. 
Mein Kopf wird lauter, 
laut wie hunderte von ihnen. 
Wie unerträgliche Schreie. 
Als wäre ich die Hydra  
und mit jedem Gedanken schneidest du mir meine Kehle erneut durch. 

Herz rast, während ich in die Nebenstraße einbiege.  
Es pocht, bricht ein bisschen, und pocht. 
Pumpt das Blut durch meinen Körper 
und transportiert Gefühle mit ihm. 
Bis zu meinen Füßen. 
Bis zu meinem Gehirn. 
Bis zu dem Punkt, an dem sie meinen Verstand übertönen. 

Zähle die Pflastersteine 
und die Schmetterlinge in meinem Bauch. 
Der Weg ist zu dunkel und die Schmetterlinge haben mich verlassen. 
Sind durch das Loch in meiner Brust geflogen. 
Aus meinem Mund gekrabbelt. 
(Meine Hüfte scheint zu schwinden, 
denn es fällt schwer aufzustehen. 
Vielleicht folgt sie den Schmetterlingen. Oder dir.) 

Nächste Straßenecke. 
Geblendet von der Straßenlaterne, bleibe ich stehen.  
Starre sie an, obwohl meine Augen sich wehren. 
Starre, obwohl sich alles in mir dagegen strebt. 
Und ich bleibe. Minute für Minute. 
Mit jeder einzelnen ein neuer Hydra-Kopf. 
Meine Augen tränen, brennen wie die Laterne selbst, 
bis sie verdampfen und sich Sterne niederlassen. 
Wo wir uns einst verloren. 

Erinnern

Mailin Reichling

2009

Ich will mich nicht erinnern, 
doch ich kann es nicht aufhalten. 

Krampfhaft verdrängen, 
was an die Oberfläche kommt. 
Erfolglos. 
Denn immer, wenn ich es vergessen will, 
dann sehe ich etwas, 
ein Zeichen,  
und die Erinnerung wird wach. 

Das Klopfen meines Herzens, 
ein Schlag zu viel, 
das Stechen meiner Wunde, 
die sich einfach nicht schließt, 
Bilder vor meinem Auge,  
von der Nacht, als es geschah… 
Es sind unheilbare Narben. 

Ich will mich nicht erinnern, 
doch ich kann es nicht aufhalten. 

Und so muss ich mich meinem Schicksal unterziehen. 
Die Erinnerung kommt wie eine hereinbrechende Welle, 
überschwemmt mich mit ihrer Wucht, 
und lässt mich es erneut durchleben, 
einmal, 
zweimal. 

Ich gehe unter, 
und gelange an einen Ort  
in den Tiefen meines Bewusstseins. 
Ich will nicht mehr zurück, 
denn ich weiß: 
Ich bin gefangen in der Welt der Vergangenheit, 
versunken in dem endlosen Ozean meiner Erinnerung. 

Eigentlich nur eine Übersetzung

Mona Ilena Schlegel

2010

Erinnerungsstaub im Kopf, wird aufgewirbelt von Winden in ewigen Spiralen. 
Erinnerung im Herz, wird mit dem Klopfen der Regentropfen auf der Brust aus seinem Takt gebracht. 
Wogen schwappen durch den Körper, wessen Auge schon von andrer Erinnerung geprägt ist, der wird den Sturm erkennen. 
Es glauben noch längst nicht alle daran, wenn der Regen schon mit Wucht in die Augen schlägt. 
Verschluckt vom Sturm, dem Sog. 
Wer klug ist, gräbt sich nach unten frei, aus den Erinnerungen führt nur der Weg über den Anfang. 
Wer auf eine Wurzel stößt, dem wird sie entgegen sprießen, sich nicht scherend, was du willst. 
Noch während du sie zu erfassen suchst, füllt sie schon dein ganzes Sichtfeld. 
Und wenn sie geht, nimmt sie einen Teil von dir. 

Schreibe, um zu träumen.