Unsere Gewinner*innen im Mai 2025

Unsere Gewinner*innen im Mai 2025

Wettbewerb im Mai 2025

Ach Themis (Amusing Them)

Adolar Bühn

2005

Ach themis, die du die musen zermalmst (to muse about)
zu muse zermalmst [eingewecktes mus] (to amuse)
babylon: türme zerschmettern um babel willen (to babble)
baby-schmetter-linge mühe-los zer-schneider
schillernde thränen, all goeth forlorn, alles zer—

BRD-Reiseführer 2025

Joachim Charpentier

2007

übern /Hitler/damm -> Sylt
Thyssen, Krupp /=/ (Berlichingens) Arschloch*
Wider dem tintenklecksenden Säkulum*
Wollüstige Blicke aus dem /Bürofenster/

Teute- > Wart- > burg / sehenswert
\“Ihr ward [noch] ein geiler Haufen!\“*
Endstation 3/4/49 

Berlin -> Babylon
(How much km Luftlinie?)
\“Die Jugend Europas im Geiste vereint\“*
Neununddreißig Komma Vier Prozent 
Kant (ApH) reduziert auf /\“6 Mark Fuffzig!\“*/

Jeder fünfte Bundesbürger
/vergewaltigt durch sowjetische Kugeln/
West- West- Westdeutschland!!!
\“2000 Punks[…]\“*
Auferstanden aus [SBZ]
/Baseballschlägerjahre*/ wider/hinter dem Spiegelsaal 
(/Post-[Punk]/Versailler Scherben
(Faserland* muss sterben
Helles / Reinheitsgebot / auskotzen

 

[*alle Zitate originalgetreu wiedergegeben 
Ehre, wem Ehre gebührt]

FFFFF32.1

Luisa Maxine Klahr

2005

Da sind Tauben vor der Einrichtung 
In die ich deinen Namen
Mit kaufmännischer Sicherheit 
Von meinen Hemden gekragt habe  

Über einer sonnengelben Schüssel
Buchstabennudeln und Blutkamm
Baumelt dein Verstand

Mein Name hat ein Einsteckknopfloch
Mein Kinderbett hat Rollen
Mann nickt mir kollegial zu. 

Über einer sonnengelben Schüssel
Trägst du dich aus
Wie ein gutes Stück Sterben

Man nicke mir kollegial zu. 

Der Herr. 
Haben Sie Gewaltfantasien? 
In diesem Bällebad
Aus Vorstadtdiagnosen

ich kann

Mily Meyer

2004

ich kann einen ball über deinen zaun schießen
i can shoot
mit diesem schuh gegen den himmel

ich kann mit langen fingern die roten äpfel
i can steal from your grandma
die roten äpfel mit langen fingern

ich kann das essen versuchen
i can try
mich durch deinen kehlkopf zu beißen

ich kann vergeben
i can forgive
dem sauren regen mit anderen körperflüssigkeiten

ich kann traurig sein und mich betrachten lassen
i can be angry
ein paar augen das in mir wohnt

ich kann meinen rock zerreißen bevor andere es tun
i can rip my skirt in half
für eine decke im schlaf

ich kann rot werden
i can blush
vom faustgroßen durchblutungswahnsinn

ich kann tanzen im club zu meinem eigenen schlag
i can dance in a ribcage
bassrippe reiß mich 

ich kann dein kind unterm herzen tragen
i can kick and bleed
bis zum verschwenden deiner schönen gene
 
ich kann deinen puls fühlen
i can take your pulse
zwischen zwei fingern fest drücken das beben

ich kann dir die hilfe verweigern
i can be needy
und dabei einen krater zwischen uns schlagen

die gleichzeitigkeit verknotet mir die schnürsenkel im hinterhalt meiner blinden rage sieht nicht wo die trauer in ihr rücklings überwältigungsversuche unternimmt doch die kürzungen die kürzungen treffen auch ihre langen schritte durchs unterholz deines dichten waldes ohne licht im dunkeln hebe ich an die axt mit der ich die früchte deiner harten arbeit köpfe für ein abendbrot zwischen den wurzeln die nasse erde an meinen sohlen am tatort wird man mich finden und mir unrecht tun

ich kann meine hoffnung verlieren
i can lose
kniend am rand deines bettes bitter

Stausee

Charlotte Obenaus

2005

Erstgeborene, Letztgenannte, das Kind, das nicht zusammenzuckt, wenn Opa mit dem Luftgewehr Stare verjagt. Die Version von mir, die ihre Wut behalten durfte und deswegen viel weniger davon hat. Lieblingstier Mauersegler, stell dir das mal vor, einen Herbst lang nur dem Meer gehören, sich hundert Namen für Blautöne überlegen oder so viele Entschuldigungen, dass die Tür unzählige Male laut ins Schloss fallen kann. Papa hinter der Kamera Faxen machen lassen, Handschmetterlinge und Elefantenrüssel, Käsekuchen!, trotzdem nicht lächeln. Stolz einen Namen mit der Ente vom Dorfteich teilen, die denen in die Finger beißt, die ihr Brot zuwerfen, das heißt: wissen, was sich verdauen lässt und was nicht. An den Wochenenden mit dem Rad zur Talsperre, freihändig, 1,27 Millionen Kubikmeter Beckenstauraum. Schreien. Fluchen. Sehr kreativ dabei werden. Mama, die auf die Zugvögel zeigt, und sagt: Das ist, was die Leute meinen, wenn sie sagen, du wärst ungestüm. Verstehen, dass das etwas Gutes ist. Niemals, niemals der Stausee sein.

(emotion: _ )

Charlotte Magdalena Pintz

2005

da ist ein geschwür in meiner brust (malignität: unbekannt) gehüllt in die
schwärze der längsten schlaflosen nacht drückt es auf meine lungenflügel
(diagnose: dyspnoe) flüstert deinen namen in mein rechtes ohr (diagnose: phonophobie)
verkrallt sich im unterbauch bis ich rote tränen an stellen weine die sie nicht sehen
(diagnose: dysmenorrhoe) ich mich zusammenkrümme (akustik: stumm) und meine
gehirnwindungen dein grab anschreien (akustik: schrill) denn du hast alles zerstört
(version: ewigkeit)
falls sie mich sehen die falten glätten (mimik: neutral) den blick senken
(emotion: scham) das geschwür verschweigen (geschlecht: weiblich)