Unsere Gewinner*innen im Juli 2025
Wettbewerb im Juli 2025
Terrassengitter
Matilda Getto
2011
Neben mir ein Früchtetee.
Brühend heiß.
Trotzdem trinke ich ihn.
Vor mir ein Terrassengitter.
Zwingt mich, dass ich nicht gleich geh‘.
Doch wenn ich nach oben schau
und dort ein paar Sterne seh‘.
Fühl ich mich fast frei.
Hinter mir ein kaltes Zimmer.
Also sitz ich draußen.
Hinter dem Terrassengitter
Doch ich hab den Früchtetee.
Ich könnte jetzt zufrieden sein.
Friedlich übers Gitter schauen.
Doch ich möchte drüber springen.
Und ich wünsch mir insgeheim:
es würde mir gelingen.
Ende
Stapelüberstapelt
Sofia Gonzalez
2010
Du hältst an Vielem fest.
An deinen Büchern, Stiften, Bildern, Zeitschriften
vor allem an allem
doch am meisten an schlechten Erinnerungen.
Du sammelst und hortest sie
stapelst und stapelst und stapelst sie überall
an deinem Lebenswegesrand.
Ein ewiges Quetschen immer neuer schlechter Erinnerungen
Ein ewiges Ausdemstapelrausziehenundeineweiterenachtdrüberwachbleiben
und entsprechend geht es dir.
Für die schlechten Erinnerungen eine ganze Bibliothek
ganz hinten in der Ecke, verstaubt, hauchdünn
die Hoffnung.
Vergiss sie nicht.
Stärke sie.
Sammel nicht das, was sie untergehen lässt, überdeckt
Sammel das, was sie glänzen lässt
Himmel
Sanja Mayer
2011
Himmel, so blau, so hell, so aufgeweckt,
doch auch düster, grau und unentdeckt,
Ein Ort der Zuflucht, ein Ort des Vertrauen,
Doch kann wirklich jeder Mensch darauf bauen?
Von dort unten schaut jeder mal nach oben,
Zu den mystisch ziehenden Wolkenwogen.
In schwierigen Zeiten voller Kriege,
Sehe ich den Himmel als tröstende Wiege,
Hin und her in blauem Schein,
Was gäbe ich dafür nun dort zu sein.
In einer Welt voll Schreck und Graus,
Türmt sich der Himmel wie ein Märchenschloss auf.
Die finsteren Momente der heutigen Zeit,
Wechseln zu Liebe und Barmherzigkeit.
Dort oben jegliche Möglichkeit geht,
Doch unten stell ich mich der grausamen Realität,
Hoffnungen werden aber niemals versiegen,
Und dann werd‘ auch ich die Himmelsleiter kriegen.
Himmel, so unnatürlich, so kräftig, so kalt
Ich hoffe nur eins, wir sehen uns bald.
Als wär es gestern
Clara Staats
2014
Es ist, als wär es gestern gewesen,
als wär es noch nicht lange her,
doch hast du die nächste Zeile gelesen,
weißt du, es war vor 3 Jahren und mehr
Kurz vor Ostern war es, die Sonne kroch
gemächlich, aber geschwind
am Himmel hoch
Auf dem Hof: zwei Eltern mit ihrem Kind
9 Kaninchen, noch jung und ungestüm
hoppelten sorglos und freudig plauschend
neben der Weide durch saftiges Grün,
während die Leute dastehen, lieblichem Zwitschern lauschend
Doch das Kind und die Mutter
hatten zwei der Kaninchen gefangen,
gelockt vom himmlischen Futter
waren sie in die „Falle“ gegangen
Die Kaninchen wehrten sich tatenvoll,
doch die Tür ging nicht auf
es war grauenvoll,
doch Mutter und Tochter waren wohlauf
Dann ein Sturz
der Arm des Kindes gebrochen
der Schreck nicht kurz
doch die Heilung versprochen
Es war der Tag, der Ostertag
wo das Kind ramponiert
im Krankenhaus lag
leicht deprimiert
Doch eines hatte die Bäuerin gesagt
was Großes, was Tolles,
was etwas Gutes besagt,
etwas sehr Wundervolles
Die beiden Kaninchen, noch im Stall gelassen,
sollten der Familie gehören
sie können es kaum fassen,
als sie es hören
Und von diesem Tag an
leben sie hier,
seit diesem Glücksfang
gehören sie meiner Freundin und mir
Und sie halten zusammen
wie zwei Gummibärchen,
die beiden langohrigen Damen
Krümel & Möhrchen
Das Fensterbrett
Amelia Steinmetz
2011
Ein Stock eine Perle der Deckel einer Flasche,
In meiner Tasche.
Ein Zettel eine Münze ein winziges Blatt.
Alles das, was mich glücklich macht.
Alles das, was mir Wärme gibt .
Alles das, was mir am Herzen liegt.
Diese kleinen Objekte, die so wertlos scheinen
Ja, das sagen viele, so im allgemeinen
„Es ist doch nichts wert.“
Doch für mich stimmt das nicht.
Für mich sind sie alles, im Tunnel das Licht, in der Nacht der Mond, ich weiß, dass es sich
lohnt.
Ich weiß, dass es sich lohnt diese Sachen zu schätzen.
Sie nach Hause zu tragen,
Aufs Fensterbrett zu setzen
Dort sehe ich hin,
Wenn die Dunkelheit naht
Denn diese Funde, sie geben mir Rat.
Schmerzhafte Erinnerungen
David Tatić
2010
An den Erinnerungen festhalten,
die jetzt nicht mehr sind.
Die ersten Bilder
schon als kleines Kind.
Habe Fotos gemacht
von allem, was ich fand.
Fühle die Nostalgie
vor meiner Bilderwand.
Von Klein bis Groß,
von Anfang bis Ende,
von Geburt bis zum Tod.
Das ganze Leben auf Bildern,
ob sich das auch lohnt?
Ihr bedeutet mir viel,
auch wenn ihr weh zu tun wisst,
denn ihr helft mir zu sehen,
was mein wahres Ich ist.
Von Klein bis Groß,
von Anfang bis Ende,
von Geburt bis zum Tod.
Das ganze Leben auf Bildern,
ob sich das auch lohnt?