Unsere Gewinner*innen im Februar 2025

Unsere Gewinner*innen im Februar 2025

Wettbewerb im Februar 2025

Re: Rückmeldung für Mikhail

Raja Jeremine Baumann

2004

Oh Mikhail

Schnupper in allen Ecken wie ein streunender Hund
Sieh auf: große Augen
Sieh in allen Ecken nach und Wisse
Stelle nach
Schnupper in allen Ecken und Verstehe
Lasse sie erweichen: große Augen
Delegiere

Mensch, Mikhail. Irre und lasse dich führen?
Mensch Mikhail, richte deinen Blick und werde gerichtet?

Mensch, Mikhail. Begehe Fehler und komm immer wieder zurück
Weise mit deinen großen Augen ab und lass sie sanft von dir abperlen
Lass die Frage entstehen: „Warum Mikhail?“
Delegiere und stelle nach
Lass sie entstehen.

„Warum, Mikhail?“

 

 

dear diva version of me,

Swantje Bitterling

2006

ich sehne mich nach dir,

dieser Rohform meiner selbst
der zuversichtlich Zähnefletschenden
der boxenden spuckenden beißenden Prinzessin
dir, der der Boden unter den Füßen wächst, wohin du auch gehst
dir, die in einer mir abhanden gekommenen Eindeutigkeit fühlt
dir, der stets eine ganze Welt auf der Zunge liegt

du bist du bist du bist
einfach nur
du willst du willst du willst
einfach so

ich kann nicht ich kann nicht ich kann nicht
einfach sein
ich möchte ich möchte ich möchte
du sein
bittedanke

man reiche dir die fanta und die boxhandschuhe

du ziehst
deinen eyeliner in außenspiegeln
& immer durch

du kratzt
meinen namen in baumrinden
& anderen die augen aus

du hast
dreck in der lunge, unter den fingernägeln
& keine angst vor männern, keine angst im dunkeln

du rockst tigerstreifen und tüllkleid-lederjacken-combo,
wie eine, die sich durch keine augen außer den eigenen sieht

du bist immer auf deiner seite

du denkst essen und körper nicht in zahlen

du wirst wütend, wenn ungerechtigkeit zuschlägt
nie knock out, da ist nur die wut

dear diva version of me,
call me if you have a minute
und sag mir:
wie verdammt überlebe ich in dieser welt?

Krokus (ich brauch Zeit)

Julian Sebastian Fröhling

2004

Kein Callaskrach – ganz lautlos schlüpfst du aus der Erde.
Schlüpfst, lilafarben, aus der Nacht. Den Ticken mehr an Farbe

als vereinbart, liegst du im Lüftchen wie ein Passivraucher,
der sich Züge nimmt. Nimm alle Luft. Du zeigst,
dass jeder Satz von Bodenhaftung eine Lüge war.

„Trag ich dein Kleid dies Jahr/musst du es besser tragen“.

Da fallen alle Gräser schon um deinen Hals, Blätter, die von
dir besessen sind. Das sanfte Stülpen der Petalen, wie
Lippenstift, leicht wachsig. Aufgemalt. Du bist das Fest,

dein Drang, sich immer wieder dieses Leben selbst zu setzen.

Und immer wieder weiter. Immer wieder, da, im Angesicht
des Todes (er wusste, wo die Wurzel sitzt), ein Wachen,

 weite Felder, Beinfreiheit.

 

 

DEATHDROP

Mily Meyer

2004

SLAY SLAY SLAY
schreie und die seele springt mit aus dem mund

dir um den hals
in einer theatralen geste ohne boden

du tendierst zur romantisierung wenn du betrunken bist
aber du bist nicht betrunken

du kalte schulter
du heißer mensch

du forte fortissimo 
crescendo des SNAP SNAP SNAP 

lautlos die zunge im nnnnnnn
versucht sie zu drehen im munde

voll genug
mit dem haar in der suppe

ist es dieselbe dna
oder die andere

wenn ich das sprechen von dir lerne
suche ich die richtigen wörter

in den mündern
anderer mütter

haben auch schöne häuser
in denen sich die herkunft besser leugnen lässt

lachst du oder weinst du 
salzig allemal

now JUDGE my FEMALE FIGURE
hoch und runter den runway

hoch und runter die augen
adrenalinwimper verschluck dich nicht an deinem großen hunger

schau an und gib mir eine zahl
an der ich mich richten kann

steck mich in die garderobe
and i will be your dress up doll

an besonderen anlässen
das weiße kleid

nenn mich schön
als könnte eine tochter glauben

schenken was unschenkbar
nenn es leben

du strotz
und mit dem busen voraus

reibe
ein stück vom glitzer ab an mich

haften bleiben
an einem erhobenen finger

rein in die wunde
rein in die lücke bei der bewegung von

ellbogen an hüftknochen
eine choreografie für unsterbliche

SERVING MOTHER
aber sie schaut nicht

mutter deine kinder sind hungrig
du spielst verkleiden

wenn du so tust
als wärst dus nicht

 

 

Diva, die Göttliche

Charlotte Obenaus

2005

unmöglich zu sagen, was sich hinter der Manhattan
verbirgt, Medusablick oder Marlenewimpern,
ob unter dem hochgeschlagenen Mantelkragen
ein Puls liegt oder eine Halsschlagader
aus dem gleichen Marmor wie die Venus von Milo

worum ich die Madonna in der Messe bitte:
nichts weiter als einen Moment der Menschwerdung­,
Dein Mund ohne jeden Mythos– nachts, im Mercedes
hinter getönten Fenstern, im Gemenge der Metro,
in der Mitternachtsvorführung von Magnolia–
dann kannst Du auch für immer davonschweben
auf der Rauchwolke aus Deiner Mademoiselle

 

 

Prinz

Melanie Steuer

2004

Ich principal
träumte von der ferne
weite lange vögel die nach mir schrien
kopf einzogen taten 
wegen mir schrien
staubtropfen knüllten blutige Adern 
aber flügelformende euphomesmin 
die vögel musste ich begraben
Optionisten 
 
Ich princi pallasit
wich den körnen aus
nach mir schmissen
treibsand verschlingt fallende häupter 
Ohne mich
bleibt schwarz gepuderter korrupter
gekappte Fetzen
 
Ich prinz es s in
spüre wehmut im schicksal
das bestimmend
zerstörende gewölbe pressend  
gegen innereien
Schreien d
aber ich bin es nicht
die frisst und frisst
spricht
pflicht
so ist es
oder
 
Sticht
 
ich
Bericht

vögel entwichen
ich Entbrannt 
Verrannt 
in Farben Tiefe
stieße 
Aus